Leaf Tagebuch Tag 02: 159 km/h und was passiert, wenn die Reichweitenangst aufkommt?

Heute ging es früh los. Das Aufladen über Nacht hat zum Glück ohne Probleme funktioniert und so war ich bereits um 7 Uhr auf dem Weg von Nussdorf nach Mondsee und das – obwohl noch etwas verschlafen – wieder mit einem inneren Lächeln. Es macht einfach Spaß elektrisch zu fahren und obwohl ich jetzt auch noch nicht besonders viele Elektroautos getestet habe, man fangt immer mehr an, sich zu wundern, warum wurde und wird über 100 Jahre derart massiv auf den Verbrennungsmotor und Erdöl gesetzt. Aber genug philosophiert – zurück zum Alltagstest des Nissan Leaf:

Leider gibt es eben auch noch ein paar Nachteile bei Elektroautos, so z.B. die Reichweite. Und da wollte ich es bereits am 2. Tag genau wissen. Wie macht mich das Auto darauf aufmerksam, dass die geladenen Teilchen im Akku zur Neige gehen. Gibt es nur die Batterieanzeige und die Rest-Reichweiten-Anzeige oder fährt der Motor die Leistung ab einer gewissen Kapazität herunter?

Damit ich nicht gleich am 2. Tag mit dem Auto liegen bleibe – wäre mir dann Nissan gegenüber auch etwas peinlich –  habe ich mir die Strecke vorausschauend eingeteilt. Zum Glück gibt es auch in der Gegend um den Attersee und Mondsee einige private Leute, die sich als Ladestation eingetragen haben – für den Fall der Fälle kann man dann dort anrufen und fragen, ob man kurz „anzapfen“ darf.

Bevor es der Reichweite jedoch an den Kragen ging, wollte ich den weißen „Saubermann“ auch einmal auf der Autobahn „gscheit“ die Sporen geben. Und was soll ich sagen – das geht erstaunlich gut. Mit dem Fahrzeug kann man ganz locker mit den zügigen Autofahrern mithalten. Nissan verspricht eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h und siehe da (Polizisten bitte nicht weiterlesen! {:-) 150, 155,…. 159 km/h – zum 1., zum 2. und zum 3.! Das ist wirklich sehr gut, aber doch auch etwas verblüffend. Von meinem VW weiß ich, dass manche Fahrzeughersteller die Tachometer so einstellen, dass sie meist mehr anzeigen als real gefahren wird (alle Schnellfahrer sollen darüber lieber froh sein). Laut dem GPS vom iphone mit der Navigationssoftware von Navigon sind das bei meinem VW Caddy ca. 8 km/h, was mehr angezeigt wird.

Vermutlich wird das GPS auch nicht ganz exakt arbeiten, aber angeblich sind diese doch auch sehr genau. Ähnlich wie bei VW ergibt sich beim Nissan Leaf eine Differenz von ca. 8 km/h – d.h. laut meinen Daumen x Pi-Berechnungen kämen wir dann auf ca. 151 km/h Höchstgeschwindigkeit. Für Österreich weniger von Relevanz für „Autoraser“ auf Deutschlands Autobahnen vielleicht nicht ganz unwichtig. Generell würde ich jedoch davon abraten all zu lange solche Geschwindigkeiten mit dem Leaf zu fahren, da man hierbei wirklich zuschauen kann, wie die Reichweite dahinschmilzt.

Schlussendlich erreichte ich mein Haus dann mit einer Restreichweite von 6 km!! Ganz schön spannend für den 2. Tag. {:-)

Leaf Tagebuch - niedrige Reichweite 3

Aber wie äußert sich nun das System, wenn die Batterieladung gegen 0 geht? Ca. bei km 15 fing die digitale Restreichweite-Anzeige an zu blinken, weiters leuchtete ein Stromtankstellen-Symbol in gelb und in der oberen Instrumententafel (links vom Tachometer) wird man noch zusätzlich durch ein gelbes Warnsymbol aufmerksam gemacht. Ja – dem nicht genug – gibt es dann noch in der großen Instrumententafel „Batterieladezustand niedrig“ zu lesen und auch in der Mittelkonsole gibt es weitere Hinweise:

Leaf Tagebuch - niedrige Reichweite

Das sind einerseits gut gemeinte Tipps, wie man Strom sparen kann – z.B. die Klimaanlage/Heizung ausschalten und andererseits kommt man gleich rasch in das Menü für Ladestationen. Dort kann man sich dann gleich die nächstgelegene öffentliche oder private Ladestation aussuchen.

Ich muss sagen, dass Nissan das so weit sehr gut gelöst hat. Es kann wirklich keiner sagen, dass man nicht bemerkt hätte, dass der Akku an Power verliert. Dann bekommt man auch gleich noch Lösungsvorschläge und laut Betriebsanleitung geht das Fahrzeug bei extrem geringer Spannung dann in den „Schildkrötenmodus“ über. Ob dieser bei einer Reichweite von 3 oder vielleicht 0 km aktiviert wird, wollte ich verständlicherweise nicht testen – das darf dann ein anderer machen und gerne hier kommentieren {:-). Ich vermute und hoffe jedoch, dass selbst bei 0 km Reichweite noch ein bisschen Restenergie vorhanden ist. Auf der sicheren Seite ist man jedoch, die Anzeige ernst zu nehmen und WICHTIG – mit dem „ECO-Modus“, einem etwas sparsameren Fahrmodus, kann man auch immer noch einige km mehr herausholen – also am besten auch rechtzeitig in diesen zu wechseln!

Leaf Tagebuch - niedrige Reichweite 2

Jetzt hat sich mein „Leih-Leaf“ eine Ladepause redlich verdient. Die geschätzte Ladezeit wird mit 14 h angegeben. Das ist sehr großzügig geschätzt, denn letztendlich hat es dann ca. 12 h gedauert. Diese Werte können aber vermutlich schwanken, je nach Stromnetz. Bei mir lädt er ziemlich kontinuierlich mit ca. 2,2 kW und ein wenig mehr als 10 Ah.

Das Laden funktioniert bis jetzt wunderbar, die Ladezeit ist jedoch schon enorm lange. Mit 16 Ah (Heimladestation, empfohlene Variante) verringert es sich auf ca. 8 h. Meiner Meinung nach wären hier einfach kürzere Ladezeiten wünschenswert. Dazu würde der Leaf ein stärkeres Onboard-Ladegerät benötigen. 2013 soll es scheinbar eine überarbeitete Leaf-Version geben (siehe hier: www.goingelectric.de/) mit einem 6,6 kW-Ladegerät. Das käme kürzeren Ladezyklen sehr zugute und würde das Fahrzeug einfach schneller wieder einsatzbereit machen.

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