Österreichs E-Tankstellennetz

Ladewüste oder auf der e-mobilen Überholspur?

In diesem Artikel erfährt ihr, wie es um die Ladeinfrastruktur in Österreich steht, welche E-Mobility-Provider für eine gute Netzabdeckung sorgen und in welchen Verzeichnissen man am besten nach der passenden Lademöglichkeit suchen sollte.

Gerne wird bei der Elektromobilität immer vom Henne-Ei-Problem gesprochen: Zu wenige Ladestationen wären schuld an den zu wenigen Elektroautos, bzw. zu wenig verfügbare Elektroautos wären schuld an der hinterher hinkenden Ladeinfrastruktur.

Fakt ist jedoch, dass für die 41.464 zugelassenen Elektroautos in Österreich (Stand Nov. beoe.at) ausreichend öffentliche Ladestationen zur Verfügung stehen. Österreichweit gibt es derzeit 5.128 öffentliche Ladestellen mit 15.599 Ladepunkten (Quelle: goingelectric.de) – d.h. 2,6 Elektroautos müssen sich einen Ladeanschluss teilen. In Deutschland und der Schweiz existieren ebenfalls absolut praxistaugliche Ladenetze, wenn auch die Dichte der Ladestationen bezogen auf die Anzahl der Elektroautos weitaus geringer ausfällt.

Was sind Österreichs wichtigsten Ladenetze?

In den meisten Fällen werden Ladenetze für E-Autos von denen aufgebaut, die mit Strom bereits mehr als genug Erfahrung haben – von EVUs, also den Energie-Versorgungsunternehmen wie z.B. Energie AG, Linz AG, Wien Energie, Salzburg AG, Kelag und weitere. Aber es gibt auch private Anbieter, die in den Markt preschen und in der Elektromobilität eine neue Wertschöpfung sehen. Alle Ladenetze können hier nicht abgebildet werden, deswegen gibt es hier eine exemplarische Auswahl impulsgebender E-Mobility-Provider.

Tesla Supercharger
Sicher das beeindruckendste Ladenetz hat Tesla parallel zu ihren exklusiven E-Mobilen in Amerika, Europa und Asien aufgebaut. Weltweit gibt es bereits ca. 2.000 Supercharger-Standorte mit mehr als 20.000 Ladesäulen. In Deutschland befinden sich 81 SC-Standorte, in Österreich sind es derzeit 20, wobei 5 weitere im Bau sind.
tesla.com/de_AT/supercharger

SMATRICS EnBW
Der E-Mobility-Provider SMATRICS EnBW betreibt Österreichs einziges flächendeckendes Ladenetz. Mehr als 450 Ladepunkte stehen zur Verfügung, wovon rund 250 Schnell-Ladepunkte mit Leistungen bis zu 50 kW in etwa alle 60 km entlang der Autobahnen und in Ballungszentren liegen. Bis Ende 2021 sollen hierzulande min. 100 Ultra-Schnellladepunkte mit 350 kW Ladeleistung dazukommen.
> smatrics.com/ladenetz

Ella
Ella ist ebenfalls dabei, ein österreichweites E-Ladenetz aufzubauen, um auch weite Wegstrecken rein elektrisch zu fahren. Von den 58 E-Tankstellen gibt es 8 Schnelllader, welche bis zu 50 kW Leistung bereitstellen. Der Strom dafür kommt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, hauptsächlich aus Windkraft und heimischer Wasserkraft.
> ella.at

IONITY
Ziel von IONITY ist es Europa mit einem flächendeckenden High Power Charging-Netzwerk (HPC) zu durchdringen. IONITY ist bis der einzige Anbieter, der vorrangig Ladesäulen mit eindrucksvollen 350 kW Ladeleistung errichtet. Damit können Elektroautos der neuesten Generation, wie z.B. der Porsche Taycan in 15 Minuten eine Reichweite von 300 km nachladen. Derzeiit sind 325 Ladeparks europaweit im Betrieb, 44 werden gerade gebaut – Planziel sind 400.
> ionity.eu/de

Energie AG
Das Ladenetz des größten oberösterreichischen Stromanbieters umfasst zahlreiche kleinere Ladestationen und 70 Schnellladestationen.
> energieag.at/Privat/Strom/Elektromobilitaet

Wels Strom:
> eww.at

Wien Energie
Die Wien Energie betreibt Wiens dichtestes Ladenetz mit mehr als 1.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte.
> tanke-wienenergie.at

Salzburg AG
Das öffentliche Ladenetz der Salzburg AG (früher Electrodrive Salzburg) umfasst über 240 Ladepunkte von 22 bis 150 kW Ladeleistung, ist jedoch nur auf das Bundesland Salzburg beschränkt.
> salzburg-ag.at

da emobil
Das Ladenetz in Westösterreich ist von dem in Tirol ansässigen Tankstellenbetreiber GUTMANN ins Leben gerufen worden. Dieser setzt in seinem Energie-Portfolio neben konventionellen Kraftstoffen schon länger auf Strom – ja sogar auf Ökostrom. Ein gutes Beispiel dafür, die Elektromobilität als Chance und nicht als Hindernis zu sehen.
> da-emobil.com/ladenetz

Vlotte (VKW)
Das Ladenetz „Vlotte“ wurde 2008 von der Bundesregierung als erste Modellregion für Elektromobilität ins Leben gerufen. Es verfügt zurzeit über 600 Ladepunkte und über 18 Schnellladestationen. Damit gibt es bereits jetzt in Vorarlberg mehr Ladesäulen als Tankstellen für Verbrennerfahrzeuge.
> vlotte.at/vlotte-ladeatlas.htm

Greenstorm – das Hotelladenetz
Europas größter Anbieter von Elektrofahrzeugen in der Hotellerie errichtet seit Anfang 2017 ein stetig wachsendes E-Tankstellennetz speziell bei Hotels. In Kooperation mit SMATRICS wurden bereits über 150 Ladeplätze bei Hotels im gesamten DACH-Raum und Italien errichtet. Im Dezember 2018 wurde in Kärnten der erste Schnelllader errichtet.
> laden.greenstorm.eu

Lade-Verzeichnisse

Da es sehr umständlich wäre, die vielen verschiedenen Ladenetz-Betreiber im Überblick zu behalten, gibt es im Internet Stromtankstellen-Verzeichnisse, in denen die Ladestationen (fast) aller Anbieter zu finden sind. Zusätzlich bieten die meisten auch eine praktische App fürs Smartphone an.

Empfehlenswerte Ladeverzeichnisse:

Roaming-Netze und eine Karte für Alles

Die vielen E-Mobility-Provider haben leider alle sehr unterschiedliche Abrechnungsmodelle. Die meisten rechnen nach der Ansteckdauer ab, manche auch nach geladenen kWh, was für den Konsumenten eindeutig am transparentesten ist.

Zusätzlich gibt es unterschiedliche Zugangssysteme an den Ladestationen. Meistens kann man entweder per Ladekarte oder Handy-App die Ladung starten.

Um dieses „Lade-Wirrwarr“ zu vereinfachen und nicht 20 verschiedene Ladekarten mit sich herumführen zu müssen, gibt es zwischen den Betreibern Roaming-Partnerschaften – ähnlich wie bei Mobilfunknetzen. D.h. mit einer SMATRICS-Ladekarte kann ich auch im Ladenetz von PETROL in Slowenien laden, ohne mit diesen einen Vertrag abgeschlossen zu haben.

Hubject
Mit mehr als 750 Roaming-Partnern sind über 250.000 Ladepunkte auf vier Kontinenten in der offenen eRoaming-Plattform „intercharge“ vereint. Elektroauto-Fahrer können so flächendeckend und länderübergreifend bei fast allen Ladestationen Strom beziehen.
> hubject.com

PlugSurfing
Mit einem Ladeschlüssel oder einer App kann man über diese Roamingplattform an über 205.000 Ladepunkten in Europa laden. Die Tarife orientieren sich an den Betreibertarifen des Ladestationsanbieter zzgl. einem Roamingaufschlag.
> plugsurfing.com/de

BEÖ
Der Bundesverband für Elektromobilität Österreich betreibt Österreichs größtes Ladenetz. Mit nur einer Ladekarte oder APP kann an über 5.000 öffentlichen Ladepunkten (von elf verschiedenen EVUs) einfach geladen und bezahlt werden.
> beoe.at/laden

EMC
Der ElektroMobilitätsClub Österreich ist ein gemeinnütziger Verein. Sehr geschickt gelöst wurde, dass die Mitgliedskarte automatisch auch eine Ladekarte ist, die fast alle österreichischen Ladenetz-Betreiber bündelt. Ohne Grundgebühr oder Aktivierungsentgelt hat der E-Autofahrer Zugriff auf alle Ladestationen des BEÖ, ELLA, Lebensland Kärnten, Smatrics uv.a. – und das zu besonders günstigen Tarifen.
> emcaustria.at

Fazit

Die Ladeinfrastruktur ist in Österreich eigentlich schon sehr gut aufgestellt. Die Zulassungszahlen für Elektroautos steigen jedoch von Jahr zu Jahr und in diesem Maße muss die Ladeinfrastruktur auch weiterhin mitwachsen.

Da für Österreich erst kürzlich beschlossen wurde, 2021 nicht nur die Ankaufsförderungen für Elektrofahrzeuge zu verlängern, sondern auch die Errichtung von öffentlichen Ladestationen, sind die Weichen in die richtige Richtung zum Glück gestellt.

Abrechnung nach kWh und Bankomatzahlung

Großen Handlungsbedarf gibt es jedoch noch bei den Ladestationen und deren umgebende Bürokratie. Aktuell rechnen nämlich die meisten österreichischen Ladenetz-Betreiber und Energieversorger nach Dauer der Ladung ab, was sehr intransparent und unfair ist, da die tatsächlichen Kosten von Faktoren wie Ladeleistung des E-Autos, Akku-Temperatur und der aktuellen Witterung stark abhängig sind.

Deswegen fordern auch die meisten E-Fahrer und allen voran der EMC (ElektroMobilitätsClub Österreich) bei öffentlichen und halb-öffentlichen Ladepunkten auf eine faire und vor allem leistungsbasierte Abrechnung der Energie nach verbrauchten Kilowattstunden. Am 13. Jänner wurde dazu sogar eine Petition vom EMC gestartet, die ihr gerne hier unterstützen könnt: > Openpetition

Weiters sollte eine Auspreisung der kWh-Tarife vor Ladebeginn verpflichtend sein, um so wie bei konventionellen Tankstellen den zu zahlenden Betrag im Vorfeld zu kennen. Hier sollte man künftig vermehrt auf LCD-Displays setzen, um die Ladenetze stets am aktuellen Stand zu halten.

Meist sind die Bezahlmöglichkeiten für den Kunden auch viel zu kompliziert (vorzeitiges Registrieren, Ladekarte, App downloaden), so dass ein barrierefreies Laden defacto selten möglich ist. Deswegen wären für die Zukunft Ladestationen mit kontaktlosem und registrierungsfreiem Bezahlen per Bankomat- oder Kreditkarte sehr zu begrüßen.

Quelle: Volker Adamietz / Elektroautor.com

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4 Kommentare zu „Österreichs E-Tankstellennetz“

  1. Vielen Dank für den informativen 3 k Bericht.
    (Kurz, klar, konkret)

    Wenn Einkaufszentren und Discounter dran bleiben, ist das auch bald noch einen Absatz wert.

    Ebenso wäre es als Tourismus-Info gut wenn es mal (eilt aktuell gar nicht :-). :-(. ) eine Artikel gibt, „wo sind die eMobil-freundlichsten Regionen in AT mit bed & charge“ berichtet wird – was hier ja schon einwenig angerissen wurde. Nochmals Danke

  2. Es wäre wunderbar, wenn es einen E-Tankstellenfinder geben würde, wo auch die Preise bekanntgegeben werden!
    Natürlich wäre es erfreulich wenn endlich nach Kw verrechnet würde!!!!
    Es gibt keine!!! (fosile) Tankstelle wo nach Minuten abgerechnet wird.
    Im Gegenteil: es gibt mehr gratis E-Ladestellen als Ladestationen mit Kw-Abrechnug.
    Leopold

    1. Dein Feedback: „Es wäre wunderbar, wenn es einen E-Tankstellenfinder geben würde, wo auch die Preise bekanntgegeben werden!“

      Hallo Leopold,

      Gibt es – ladepreise.at vom EMC Austria.
      Da kannst du sogar in den Voreinstellungen dein eigenes E-Fahrzeug festlegen, deine Ladekarten definieren und sagen, welche Betreiber du angezeigt haben möchtest.

      Wie absolut und exakt diese mit der Realität übereinstimmen, kann ich jetzt nicht genau sagen, aber es ist sicher jeweils ein super Richtwert.
      Wenn du diesen testen solltest, freuen wir uns sehr über deine Erfahrungen damit in den Kommentaren. 😉

      e-mobile Grüße,
      Volker von Elektroautor.com

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