Computerlogbuch des Nissan Leaf, elektrische Mobilitätszeit 2012, Captain Volker bricht auf zu neuen intergalaktischen Testfahrten. {:-)
Interessant und „spannend“ sind Autos in den Bergen zu testen. Bei Elektroautos finde ich das um ein Vielfaches faszinierender, da ja beim Hinunter-fahren kein Strom verbraucht wird, sondern sogar produziert wird – man spricht hierbei von Rekuperation (wie sicher die meisten schon wissen). Je nachdem wie lange und häufig die Bergabfahrten sind, können das schon auch mal 10 bis 30 km und ein Strich mehr bei der Batterieanzeige werden. Um hierbei ein Gefühl zu bekommen, was in etwa möglich ist, heißt es einfach ausprobieren.
Mit einem guten Bekannten, der im Internet auch mehrere Nachrichtendienste betreibt, ging es heute den Berg hinauf auf den Hongar. Das ist kein besonders spektakulärer Berg, aber es sind immerhin ca. 405 Hm auf einer sehr kurvigen einspurigen Straße, die im Winter aber eine sehr beliebte Rodelbahn (Schlitten fahren) ist. Beim Berg-auffahren gibt es mit dem Leaf wirklich absolut keine Kompromisse. Wenn auch viele meinen mögen, mit einem Elektroauto kommt man den Berg nur schleichend hoch, der irrt ziemlich. Dank des 80 kW-(109 PS)-Motors geht’s wirklich zügig voran.
Irgendwie ist das Elektroautofahren auch etwas sehr Kommunikatives. Man kommt immer wieder mit Leuten zum Reden, da diese einen verwundert anschauen, weil man denn so lautlos einparkt oder wie ein Geist an ihnen vorbeirollt. Statistisch sehr erfreulich sprechen wir hier am Hongar mit 2 verschiedenen Pärchen, wovon die einen berichten, in ihrer Verwandschaft einen Mitsubushi iMiEV-Fahrer zu haben, die anderen selbst einen Toyota Prius fahren – das zeigt uns, dass wir ja doch nicht ganz alleine sind.
Rekuperieren und der ECO-Modus
Bergab war dann Rekuperieren angesagt. Man sieht das beim Leaf sehr schön an dem Ecometer (Powermeter) in der Armaturentafel beim Lenkrad und unter Energie-Informationen am Display in der Mittelkonsole. Das ist hier wirklich optisch recht schön gelöst, wobei ich bei solchen Sachen klassische Rundinstrumente fast am übersichtlichsten finde. Bei steilen Bergabfahren lädt der Leaf den Akku mit bis zu 30 kW!! – das ist ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass 50 kW das Maximum ist, was der Akku verträgt. Insofern denke ich mir, so schlecht kann das Schnellladen für die Akkus auch nicht sein, wie oft kommuniziert wird, denn bei jeder stärkeren Bremsung oder steilem Gefälle kommt es immer wieder sehr unregelmäßig zu starken Schnellladungen.
Bei den einzelnen Fahrstufen verfolgen die Hersteller von Elektroautos unterschiedliche Ansätze. Der Mitsubishi iMiEV hat eine eigene Fahrstufe „B“, wie „Brake“, die eine deutlich spürbar stärkere Nutzbremse (Motorbremse) bereitstellt. Der Renault Fluence Z.E. hat für Vorwärts- u. Bergabfahren nur die Stufe „D“, der Elektro-Golf von VW ermöglicht es, Rekuperationsstufen über das Lenkrad zu switchen und der Leaf – ja wie macht der das?
Etwas unscheinbar zu sehen, hat auch dieser 2 verschiedene Fahrmodi. Der Standardmodus ist „D“, der Modus „ECO“ wird durch ein zweimaliges Einlegen der Fahrstufe „D“ aktiviert. Dieser ermöglicht einerseits ein sparsameres Fahren, ersichtlich an der höheren Restreichweite, andererseits auch eine etwas stärkere Motorbremswirkung und somit stärkere Rekuperation. Man merkt auch, dass der Gas- pardon der „Strompedal“-Druckpunkt weiter nach hinten rückt. Dennoch kann man, wenn notwendig, genauso schnell wie in „D“ beschleunigen. Dazu muss man das Strompedal, wenn es scheinbar ansteht, nochmals etwas kräftiger durchdrücken. Generell muss ich sagen, dass mir das Fahren mit „D“ mehr Spaß macht, da man hierbei mehr das Gefühl hat, dahin zu gleiten – zu segeln, wie es manche Hersteller nennen. Bei ECO muss man mehr und tiefer drücken, aber wenn es ums Strom sparen geht, aktiviere ich doch auch immer wieder diese Fahrstufe – denn wer zu wenig rekuperiert, der wird schnell abtransportiert. {:-)
Nicht genug getestet geht es danach in die Nachbarschaft, denn da gibt es auch Leute, die sich immer mehr für die Elektromobilität begeistern können. Das erste Mal zu fünft in dem Auto gleiten wir vom Attersee zum benachbarten Mondsee. Die Familie Harrer, Betreiber der Bildungswerkstätte Eigenaktives Lernen, sind alle total begeistert. Auch der Nachwuchs, die 2 Kinder lassen mich wissen: „Elektroautos sind ja echt cool!“ Das finde ich irgendwie fast schon pädagogisch wertvoll und erfreulich zu erfahren, dass junge Menschen ein Auto nicht nach deren „Sound“ und Auspuff-Qualitäten urteilen. Schließlich sind es ja unsere Nachfahren, die noch viel mehr von den Elektroautos profitieren werden als wir „Early Adopters“ sozusagen.
Leaf laden jenseits des eigenen Stromkreises
In Mondsee legte ich mit der gut gelaunten Runde dann noch einen kurzen Ladestopp bei meinem Stammkunden, der Schifffahrt Meindl, ein. Von der Reichweite wäre es an sich kein Problem gewesen, aber so konnte ich gleich einmal testen, wie es klappt außerhalb des häuslichen Stromkreises zu laden während wir genüsslich einen Cappuccino am Deck schlürften.
Kapitän Franz Meindl „zapfte“ den Leaf persönlich an und stellte seine Elektro-Ladestation, welche das Schiff im Hafen mit Strom versorgt, zur Verfügung. Da wären sogar 400 Volt auch zur Verfügung gestanden, damit kann der Leaf jedoch nichts anfangen. Das ist leider ein etwas größeres Manko des Leaf, dass er mit Wechselstrom bis jetzt nur mit 230 V max. 16 Ah (= 3,6 kW, wobei das On-Board-Ladegerät nur 3,3 kW nutzt) umgehen kann.
Mit Gleichstrom gibt es bei Schnell-Ladestationen nach Chademo-Standard zwar die Möglichkeit das Fahrzeug in 30 Min. auf 80 % zu laden – leider gibt es von solchen Schnellladern meines Wissens zur Zeit nicht mehr als 4 oder 5 in Österreich. Das wird sich zwar zukünftig ändern, da gerade die Firma ABB österreichweit das Netz ausbauen wird, einfacher und günstiger ist es jedoch auf Schnellladen per 400 V Wechselstrom zu setzen, da dieser auch fast in jedem Haushalt vorhanden ist. Aber mal abwarten, eine überarbeitete Version des Leafs wird auch schnellere Lademöglichkeiten mit 230 V bringen.