„O. k., ich gebe es zu: Ich bin Smartfan.“ schwärmt Michael Kranzhoff und auf meinen Vorschlag, einen Erfahrungsbericht zu schreiben, stimmt er erfreulicherweise gleich zu. Was ihn an dem Auto so fasziniert und wie es ihm in den letzten neun Monaten damit ergangen ist, lest ihr hier:
Als ich 1998 meinen ersten Smart, damals bei einem noch im Rohbau befindlichen Smart-Center erworben habe, hätte ich nie gedacht, dass ich ihn einmal als Elektroauto fahren würde oder gar, dass er eigentlich sogar von vornherein mit Elektroantrieb konzipiert war. Und in der Tat: man hat beim Smart ED das Gefühl, dass dieser Stadflitzer genau so und nie anders gedacht war. Trotz aller Begeisterung gibt es auch beim jüngsten Smart-Modell Licht und Schatten.
Vorfreude soll ja besonders schön sein.
Beim Smart ED hatte ich die Gelegenheit, diese Vorfreude besonders lange zu genießen. Nachdem erste Ankündigungen einer Elektroversion des Smart verlautet waren, dauerte es fast ein Jahr bis ich einen Vorserienwagen, den Smart ED2 Probe fahren konnte. Allerdings war ich vom Fahrerlebnis so angetan, dass ich ihn unbedingt bestellen wollte. Von der Bestellung dann im Juni 2012 bis zur Auslieferung Anfang Januar 2013 war es eine lange Zeit und der im Kaufvertrag genannte Auslieferungstermin wurde mehrfach um insgesamt mehre Monate nach hinten verschoben.
Anfang Januar 2013 war es dann soweit, und die Auslieferung meines Smart ED3 Schnellader erfolgte im Smartcenter. Ich hatte mir den Smart mit 22kW Schnellader, Glasdach, LED-Tagfahrlicht, Klimaautomatik, Ambientlight, Multimedianavigation und Soundsystem ausgesucht. So stand er dann auch dort. Drollig war es, dass bei der ersten Einweisung für den Händler vieles mindestens so neu und unbekannt schien, wie für mich.
„Kann man damit auch überholen?“
Wer ein Elektrofahrzeug wie den Smart ED3 fährt, muss sich darauf einstellen, mit der einen oder anderen Frage von Passanten konfrontiert zu werden und durchaus auch Vorurteilen zu begegnen. Am Smart ED3 gefällt mir, dass er als vollwertiges Auto daher kommt, und keine faulen Kompromisse weder in der Ausstattung, noch im Fahrverhalten gegenüber dem Vorläufer mit Verbrennungsmotor eingeht. Äußerlich ist er deshalb auf den ersten Blick (im Stand) kaum vom Verbrenner zu unterscheiden, was mehrfach dazu geführt hat, dass ich von kundigen und redsamen Passanten beim Einsteigen angesprochen wurde mit den Worten: „ … den gibt es glaube ich doch jetzt sogar mit Elektroantrieb!“. Worauf ich entgegnete, dass dies das besagte Elektromodell sei.
Mit erstauntem Gesicht war dann meist die nächste Frage die nach der Reichweite. Besonders amüsiert hat mich einmal die Frage eines älteren Herrn, ob man denn damit überhaupt überholen könne und ob man damit auf die Autobahn dürfe. Vorurteile gegenüber Elektrofahrzeugen und die Assoziation mit Krankenfahrstühlen sind offenbar immer noch erschreckend weit verbreitet.
Die mobile Realität
Wie fährt es sich denn so damit? Im ersten Eindruck beeindrucken sofort zwei Dinge: Das enorme Drehmoment, das schon beim Anfahren aus dem Stand Fahrzeugführer und überraschten Beifahrer in die Sitze drückt. Das widerlegt dann auch direkt das Märchen vom lahmen Elektromobil ohne weitere Rückfragen. Zum anderen ist das geräuschlose Fahren, bei dem nur noch Roll- und Windgeräusche zu hören sind ein echtes Aha-Erlebnis, das jeden überzeugt, der es noch nicht selbst ausprobieren konnte. Dazu kommt, dass im Stand Vibrationen und Motorgeräusche fehlen, die man beim Verbrenner bewusst gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Wenn sie plötzlich? mit Elektroantrieb nicht ?mehr da sind, ist das ?ebenfalls ein? angenehmes Erlebnis. Ich nutze das Auto täglich privat und beruflich, da ich in der Stadt damit die Hausbesuche bei meinen Patienten mache. Natürlich fahre ich auch die Wege zur Arbeit und alle Strecken, die mir mit dem Fahrrad zu weit wären damit. Unser eigentliches „Erstfahrzeug“, eine B-Klasse, habe ich seit 6 Monaten deshalb nicht mehr gefahren und seit Januar bin ich nicht mehr an einer Tankstelle gewesen (doch, einmal habe ich auf die schnelle ein paar Snacks gekauft). Defakto lade ich zwei bis dreimal in der Woche Zuhause an unserer Heim-Wallbox.
Man gewöhnt sich an, etwas vorausschauender zu fahren und lädt, je nach der für den nächsten Tag erwarteten Fahrleistung. Öffentliche Ladestationen gibt es zwar in unserer Gegend schon ?recht viele. Trotzdem nutze ich sie sehr selten und traue mich ehrlich gesagt oft nicht recht ob der Ungewissheit über die verschiedenen Bezahlsysteme. Da ich auch selbst Strom aus einer Photovoltaikanlage produziere (rein rechnerisch würde der produzierte Strom für drei Elektrosmarts mit je 10.000 km im Jahr reichen), lade ich am liebsten meinen „eigenen Strom“ in den Tank. Das Fahrgefühl im Smart macht Spaß. Man entwickelt mit Blick auf die Instrumente den Ehrgeiz, Stromsparend zu fahren und durch die Energierückgewinnung bergab oder frühzeitiges Ausrollen vor einer roten Ampel an Reichweite zu gewinnen. Das erzieht, ganz anders als im Auto mit Verbrennungsmotor, unbewusst zu energiebewusstem Fahren. Mit etwas Übung kann man auch die Bremse, durch leichtes und frühzeitiges Betätigen dazu nutzen, Bremsenergie beim Ausrollen in Strom umzuwandeln. Am Lenkrad angebrachte Rekuperationspaddels habe ich nicht, da sie zum Bestellzeitpunkt noch nicht als Option verfügbar waren. Manche Smart-ED Fahrer können durch virtuosen Umgang mit diesem Hilfsmittel die Reichweite erhöhen und schwören, nicht mehr auf diese Ausstattungsoption verzichten zu wollen. Für mich tut es der dosierte Einsatz des Bremspedals auch.
Die Ausstattung
Trotz der kleinen Außenmaße ist der ED3 innen komfortabel und mit bescheidenem Luxus (wenn es so was gibt) ausgestattet. So wie auch schon bei seinen Fossil betriebenen Vorfahren, hat man daran in den letzten Jahren bei Smart erfolgreich gearbeitet, finde ich. In meiner Version gefallen mir die stimmige Innenausstattung mit stoffbezogenen Türflanken und Glasdach mit Sonnenschutz besonders. Alles wirkt stabil und wertig verarbeitet. Die „Ambientebeleuchtung“ im Fußraum und Armaturenbrett ist allerdings etwas kläglich. Vielleicht bin ich da von der B-Klasse des gleichen Herstellers auch etwas verwöhnt. Die Klimaanalage kühlt im Sommer ausreichend, die Heizung ist im Winter gegenüber dem Verbrenner ein Gewinn, da sie wirklich schnell und auch dann heizt, wenn der Motor nicht läuft. Das Auto ist viel schneller nach dem Abfahren warm, als bei einem Verbrenner, da nicht die Abwärme des Motors genutzt wird, sondern eine echte elektrische Heizung eingebaut ist. Ich habe damit auf einem Parkplatz bei Minustemperaturen längere Zeit im Fahrzeug gewartet, ohne dass der Motor laufen musste und es war angenehm warm und still im Auto und keine Scheibe beschlug.
Dass Kühlen und Heizen Strom verbrauchen und sich die Reichweite dadurch sowohl im Sommer als auch im Winter reduziert, sollte sich von selbst erklären. Das ist beim Verbrenner nicht anders, fällt da aber nicht so auf und wird unbewusst und klaglos in Kauf genommen. In der Praxis kostet mich der Einsatz der Klimaanlage um die 10 km an Reichweite, wenn ich sie auf der gesamten Strecke verwenden würde. Etwas unschön ist, dass die niedrigste Stufe des Lüftergebläses schon so stark und laut ist, dass sie einem Reisefön Ehre machen würde. Eine schwächere und leisere Stufe „1“ wäre wünschenswert. So was stört natürlich nur in einem ansonsten sehr leisen Auto.
„Wie weit kommt man denn damit?“
Diese Frage ist meist die erste, die man gestellt bekommt, wenn man sich outet, ein Elektrofahrzeug zu benutzen. Naja, eigentlich lautet die Antwort: „Unendlich weit, man muss nur zwischendurch aufladen“. Aber das sagt? man dann doch lieber nicht um seinen Gesprächspartner nicht zu verärgern. Die vom ?Hersteller angegebene Reichweite von 150 km habe ich? im letzten halben Jahr nie auch nur annährend erreicht.? In der Praxis sind es bei mir mit Klimaanlage und ?normaler Fahrweise realistisch zwischen 110 -120 km,? im Winter bei starken Minusgraden auch nur bis 90 km.? Aber die Verbrauchsangaben bei?Verbrennungsmotoren aus dem Prospekt erreicht man ?in der Praxis ja auch nie. Bisher habe ich auch noch nie ?die Batterie bis an die Reserve leer gefahren, also die? Schwelle nicht erreicht, bei der die Leistung gegen? Ende der Batteriekapazität reduziert wird. Unterwegs zu?laden ist leider immer noch spannend, da es viele verschiedene Bezahlsysteme und Ladeinfrastrukturen gibt. Durch den 22 kW-Lader ist man beim Smart ED3 aber recht flexibel, da entweder mehrphasig das Auto in bis zu einer Stunde komplett voll geladen werden kann, oder jede normale Steckdose mit dem in der Heckklappe verstauten Kabeladapter zur Ladung verwendet werden kann. Dann dauert es unter Umständen bis zu 7 Stunden bis die Batterie ganz voll ist. Da die Batterie nie ganz leer ist, reicht es in der Regel für die Dauer eines durchschnittlichen Einkaufes mit der Ehefrau im Parkhaus an der Schuko-Steckdose zu laden, um sicher wieder nach Hause zu kommen.
Ein schönes Erlebnis war es, als wir um ein Fußballspiel zu sehen in der Stadt im Parkhaus den Smart auf einem Elektroauto-Stellplatz parken und laden konnten. Nach dem Spiel war er wieder voll geladen für den Heimweg. Aber nicht nur, dass dieser Stellplatz noch vor den Frauen- und Behindertenparkplätzen am Eingang sehr günstig gelegen war und für Elektroautos freigehalten wurde, sondern wir bekamen dort auch noch den Ökostrom gratis und sogar die Parkgebühr wurde uns erstattet. Davon gibt es in unserer Stadt mehrere solcher Plätze. Besser geht es nicht.
Etwas Schade ist es, dass für das Kabel, dass man für die Schnellladung an einer Wallbox braucht, im Fahrzeug kein Platz vorgesehen ist. In die Heckklappe passt es nicht, da dort das andere Kabel für 230V liegt. Jetzt liegt dieses mehrere Kilo schwere Kabel mit dicken Steckern in einem schwarzen Turnbeutel diskret hinter dem Fahrersitz. Vielleicht fällt den Smart Ingenieuren noch etwas Besseres dazu ein. Die Hochvoltbatterie habe ich nicht gekauft, sondern gemietet. Zum Einen senkt es den leider immer noch hohen Anschaffungswiderstand des Fahrzeugs in Euro, zum Anderen trägt der Hersteller das Risiko, wenn die Batterie innerhalb der Mietzeit mit der Kapazität unter 70% des Ausgangswertes fallen sollte.
Das Onboard Infotainmentsystem
Das Multimediasystem mit Touchscreen kommt äußerlich bescheiden und mit Understatement daher. Es wirkt ein bisschen wie ein ins Amaturenbrett eingelassener kleiner Tabletcomputer. Er kommt mit einem Dreh-Drückknopf aus, alles andere passiert auf dem Touchscreen. Die Bluetoothfreisprecheinrichtung
klappt wunderbar.
Seither benötige ich kein Inearheadset im Auto mehr. Das Telefon bleibt in der Tasche, wenn ich einsteige verbindet sich das Telefon automatisch mit dem System. Schön. Schade nur, dass Voicedial (oder Siri beim iPhone) nicht unterstützt werden. Eine Spracherkennung gibt es nur für das Navigationsmodul, wobei diese so umständlich und unflexibel gelöst ist, dass man lieber auf dem Touchscreen tippt als die Adresse zu sprechen. Das geht in den größeren Fahrzeugen von Daimler viel besser und benutzerfreundlicher.
Das System liest CDs (dafür klappt das Display motorisiert nach vorn weg), MP3 von CD oder USB Sticks, SD-Karten oder über Bluetooth vom Handy. Es spielt sogar DVD und Musikvideos von SD-Karte ab. Nur Langspielplatten und Kassetten werden nicht mehr abgespielt. Das Navigationssystem gefällt, auch wenn es nicht vom Benutzer mit neuen Kartendaten gefüttert werden kann. Dafür braucht man die Werkstatt. Schade. Dass das System aber nur Tankstellen und keine Elektrozapfsäulen kennt ist ein Ärgernis, dass hoffentlich durch ein Softwareupdate in Zukunft behoben werden wird. Erste Rückmeldungen von Smart machen da allerdings wenig Hoffnung, dass dieses Update noch für den Smart ED3 kommt. Das können andere Hersteller leider besser.
Der Smart ED surft im Internet
Gut gefällt mir auch die Vehiclehomepage. Dabei kommuniziert das Auto über eine von Smart eingebaute GSM-Hardware (bisher ohne? Gebühren) mit einem Webserver, den man über den?Webbrowser abfragen kann. Das geht auch vom Smartphone aus prima. Man bekommt damit z.B. eine e-Mail oder Twitternachricht, wenn das Fahrzeug voll geladen ist. Man kann aus der Ferne die Klimaanlage programmieren, damit es muckelig warm oder schön kühl ist, wenn man losfahren möchte. Außerdem kann man sein Fahrzeug damit „parken“ um sich auf einer Googlemaps artigen Karte den Standort zu merken, damit man z.B. in einer fremden Stadt oder bei besonders schlecht ausgeprägtem Orientierungssinn auch wieder zum Auto zurückfindet.
Schön ist, dass an dieser Webapp offensichtlich weiter?gearbeitet wird und immer wieder Updates mit?Verbesserungen kommen. Auch das Bezahlen an? öffentlichen Ladestationen soll damit zukünftig? vereinfacht werden. Die Vehiclehomepage-Nutzung ist? für die ersten drei Jahre kostenlos. Ob und wie viel der ?Onlinedienst danach kosten wird ist unbekannt, allerdings dürfte es ein überschaubarer Betrag sein, da nur winzige Datenmengen über das Mobilfunknetz übertragen werden.
Würde ich es wieder tun?
Mein Fazit zum Smart fällt trotz mancher Kritik auf hohem Niveau uneingeschränkt positiv aus. Dieses Auto macht Spaß und erfüllt meine Anforderungen an die Mobilität im Kurz- und Mittelstreckenbereich voll und ganz und mit allem Komfort. Seit meinem allerersten eigenen Auto vor fast dreißig Jahren hatte ich nicht mehr soviel Freude an einem Auto und ja, ich würde den Smart ED3 nochmal kaufen. Ob jetzt Elektroautos in der Bilanz für die Umwelt besser sind, kann man kontrovers diskutieren. Ganz sicher gewinnt man aber damit an Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, erst recht wenn man Sonnenenergie vom eigenen Dach zum Laden verwenden kann. Insofern hoffe ich, dass die Elektromobilität und vor allem der Smart ED den Erfolg bekommen, den sie meiner Meinung nach verdienen, auch wenn die deutsche Automobilindustrie wie auch die Politik meiner Ansicht nach mehr dafür tun könnten. Insgesamt ist das Fahrerlebnis im Smart ED dem eines Autos mit Verbrennungsmotor deutlich überlegen. Sowohl in Agilität und Beschleunigung ein großer Schritt nach vorn, als auch in der lautlosen Fortbewegung, von der nicht nur ich, sondern auch meine Nachbarn etwas haben. Die Reichweitenproblematik ist sicher verbesserbar, spielt in der Alltagsnutzung für mich aber kaum eine Rolle. Wie eingangs gesagt, ich bin Smartfan … und seit ich den Smart electric drive fahre noch etwas mehr als zuvor.
Weiterführende Infos: http://www.smart.de/de/de/index/smart-fortwo-electric-drive.html
Der Smart ist ein tolles Auto und bestens für die Stadt geeignet. Da er sehr klein ist findet man ohne Probleme eine Parklücke um Einkäufe problemlos erledigen zu können.
Hallo M.Emer,
jedes Mal, wenn ich einen Smart sehe, finde ich es schade, dass dieses kleine, praktische Auto so selten elektrifiziert unterwegs ist. 😉
Gefahren bin ich den Smart ED leider noch nicht, aber Michael ist laut seinem Bericht ja sehr begeistert.
Wie ist es mit der Federung des Smart? Ist er eigentlich nicht recht hart?
e-mobile Grüße,
Elektroautor
Der Smart ist von Hause aus rechts sportlich abgestimmt, aber nicht unangenehm hart in der Federung. Die älteren Modelle fand ich schon etas hart, den aktuellen ED aber durchaus komfortabel. Ein Smart ist natürlich keine Limousine, aber er ist bei weitem weniger hart als z.B. ein Mercedes SLK mit Sportfahrwerk (in dem ich jüngst mitgefahren bin). Also für die Stadt angenehm und gut gefedert.
Danke Michael für deine Antwort. Ich bin nämlich den Smart vor Ewigkeiten mal Probe gefahren, wie er als „Benzinschleuder“ auf den Markt gekommen ist. Da kann ich mich erinnern, wie wir über einen Bahnübergang gefahren sind, dass es ordentlich hart war.
Aber, wenn sich die Fahrwerksabstimmung da geändert hat, passt das sicher gut. Hoffentlich komme ich ja mal dazu, ihn Probe zu fahren.
Frage: Das coole Parkschild „P Nur smart electric drive“ – wo hast du das denn her? Gibt’s das auch mit ZOE und anderen Elektroautos? Hätte ich auch gerne sowas. {:-)