Foto: Renault Österreich
Co-Elektroautor Stefan Kopeinig gehört(e) zu Österreichs engagiertesten Renault ZOE-Fahrern, wechselte dann im Aug. 2015 zum Nissan Leaf, um nun wieder zurück zu seinen Elektroauto-Fahrer-Wurzeln zu kommen. Er hat Anfang Okt. als einer der ersten den neuen ZOE mit 400 km Reichweite bestellt, welcher Jänner 2017 geliefert werden soll. Warum, wieso und überhaupt er zum „Wiederholungstäter“ wird, berichtet er hier.
Von Stefan Kopeinig:
Allgemeine Bestandsaufnahme…
Viele neue Modelle wurden eingeführt, die Ladeinfrastruktur wurde stark verbessert – es gibt nun fast flächendeckend in Österreich auch die so genannten Triple-Charger (Multi-Standard Hochleistungs-Schnelllader) dank Kooperationen bzw. Firmen wie SMATRICS, der KELAG oder ELLA.
Auch reichweitentechnisch hat sich viel getan seit dem ersten ZOE. Mit der Vielfalt an neuen Angeboten von etablierten Autoherstellern wie Hyundai, Kia, BMW und anderen, stiegen auch die Zulassungszahlen der E-Fahrzeuge in Österreich ordentlich an.
Paris, die Stadt der Lie… und Elektroautos
Die heurige Autoshow in Paris (Autosalon) stand – und das muss man wirklich sagen – auch medial sehr stark im Zeichen der Elektromobilität. Zwar hat Opel mit der Vorstellung des neuen Opel Ampera E, welcher in Österreich jedoch nicht vor 2017 oder 2018 erhältlich sein dürfte, für viele Schlagzeilen gesorgt – besitzt er doch eine 60 kWh Batterie und eine theoretische Reichweite von über 500 km (NEFZ).
Auch Renault hat sich beim Heimspiel in Paris nicht lumpen lassen und Stärke demonstriert. Ohne, dass es wirklich vor der Messe bekannt geworden wäre, hat Renault den ZOE quasi einmal komplett überarbeitet.
Neben einer neuen Ausstattungslinie, BOSE Edition genannt, hat man im Detail (Sitze, elektrisch anklappbare Außenspiegel, R-Link Evolution, Sitzheizung, uvm…) einiges verbessert und verändert. Wirkliches Novum beim neuen Zoe ist jedoch die neue 41 kWh (nutzbare Kapazität) Batterie, die Renault gemeinsam mit LG Chem entwickelt hat. Sie wird von Renault als “Z.E 40? bezeichnet und verfügt auch über eine verbesserte Luft-Klimatisierung bzw. eine Vorkonditionierungsfunktion, die laut Renault “bei Bedarf die Temperatur halten kann bzw. heizen und kühlen kann”.
Nun zum eigentlichen Thema, damit die Überschrift auch ihre Daseinsberechtigung hat:
Bei uns in der Familie stehen außer meinem Nissan Leaf (LEIDER) noch 3 weitere Verbrenner (einer pro Person) herum. Einer dieser Verbrenner, ein 2003er VW Golf 4 TDI Last Edition 90 PS, hat nun so ziemlich das Ende seines Lebenszyklus erreicht und wünscht sich, in den Ruhestand gehen zu dürfen. Da das Familienmitglied jedoch seit einigen Jahren ohnehin nur mehr eine Wegstrecke (beruflich) von 30 km am Tag zu bewältigen hat und dies besonders mit einem Diesel eigentlich nur Kosten mit sich bringt, wurde beschlossen, dass der Golf durch meinen Leaf ersetzt wird – das macht wirtschaftlich gesehen am meisten Sinn (und ist mir lieber, als würde man wieder einen neuen Benziner anschaffen…).
So wurde für mich der Weg frei, mir ein neues E-Auto zu suchen. Dies besonders vor dem Hintergrund, dass ich eine wöchentliche Pendlerstrecke (einfach) von 180 km zu bewältigen habe – und immerhin fahre ich doch gut 35.000 km pro Jahr.
Da diese Strecke zu 80% eine reine Autobahnstrecke ist – und wir alle wissen was Winter + Autobahn + weite Strecke für ein Elektroauto bedeuten – habe ich mich auf die Suche gemacht und landete schlussendlich bei zwei Fahrzeugen:
BMW i3 94 Ah 33 kWh BEV und Renault ZOE Z.E 40 Q90 Intens
Ersteres konnte ich leider nicht fahren, stattdessen machte ich mich mit dem Vorgänger, dem 60 Ah-Modell auf den Weg und testete unter realen Fahrbedingungen, was der Verbrauch sein würde. Auf den meisten meiner Strecken lief auch alles glatt, doch besonders bei Regen und einem (doch unerwarteten) Temperatursturz von 25 auf 13 Grad Celsius, offenbarte mir der schnittige, top verarbeitete und agile i3 die Schattenseite: Die Reichweite brach ein.
Schlussendlich war der Verbrauch mit 16,4 kWh / 100 km so gewählt, dass ich wusste, dass es sich rechnerisch knapp – oder knapp nicht – ausgehen würde.
Und nun stand ich da, ich armer Thor und war so klug, als wie zuvor … und in der Tat:
Ich hatte nun die Wahl: Mehr Geld in die Hand nehmen, das “eigentlich” bessere Auto kaufen (den i3) oder trotz der bekannten Defizite (Materialwahl im Innenraum, Verarbeitung, Abblendlicht schwach) zurück zum Zoe? Überhaupt hatte ich dieses Auto ja bereits schon einmal.
Will man so etwas? Nochmal dasselbe Auto?
Ja will man! Nach einigen Tagen der Überlegungen und der Suche nach Rat von Freunden und Bekannten, wurde mir schließlich klar: Der eigentliche Zweck meiner “Mission” war es ja, ein Auto zu finden, dass meine Strecke in einem Zug schafft ohne irgendwo abfahren und laden gehen zu müssen (denn das würde wieder Zeit – und Geld – kosten).
Und schließlich gab es keine andere Wahl, die mir diese Leistungen sichern würde, als den Renault ZOE zu nehmen – und mittlerweile bin ich mir auch nicht nur wegen der faktischen 14.000 EUR Differenz zum BMW i3 (immerhin ein halber neuer ZOE!) sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Hinzu kommt, dass bei meinen Fahrleistungen von ca. 35.000 km pro Jahr, ja auch die Batterie und deren Garantie eine wichtige Rolle spielen.
Nach 3 Jahren volles Risiko, außer…
100.000 km oder 8 Jahre gewährt BMW beim neuen BMW i3 94Ah Garantie auf die Batterie (min. 70% Kapazität). Schön, auch beim Renault ZOE hat man nur 4 Jahre oder 100.000 km Garantie auf das Fahrzeug bzw. 5 Jahre / 100.000 km auf den Antriebsstrang. Aber Moment mal: Entscheidend ist doch, die Batterie. Und auf die hat Renault trotz Z.E Relax Miettarif (sozusagen Flatrate ohne Kilometerbegrenzung) eine unlimitierte Garantie bis 75% Mindestkapazität (eben für die Dauer der Miete).
Mal kurz den Taschenrechner zücken: 75% von 41 kWh sind … noch immer 30,75 kWh – und damit mehr als der kleine Premium BMW ab Werk überhaupt nutzbar hat.
Update in eine neue Generation Elektromobilität
Und so kam es also, wie es kommen musste. Ich kehre zurück in die große ZOE Familie. Im Mai 2013, wo alles angefangen hat (erste ZOE Probefahrt), über den September 2013 als ich den ZOE Intens Q210 bestellt habe (ja, das war noch der mit dem spiegelnden, beigen Armaturenbrett!) bis hin zum August 2015, als ich den ZOE verkaufte (für einen guten Preis Gott sei Dank!) habe ich immer Kontakt zum Zoe gehalten, mich in Foren umgeschaut und eingelesen, mitdiskutiert und natürlich am großen – mittlerweile dritten – Österreichischen ZOE Treffen teilgenommen (wenn auch nur als Beifahrer…) – dieser Umstand ist nun korrigiert.
„Ordered“ – ZOE 2.0
Also wurde am Samstag, den 07. Oktober 2016, bestellt.
Das Autohaus Aichlseder Klagenfurt am Wörthersee durfte sich freuen (war ich vielleicht der einzige Käufer an diesem Tag!?).
Die Konfiguration habe ich schon Tage zuvor fixiert: Ein Renault ZOE Z.E 40 Q90 Intens in Thunder Blue, mit 17 Zoll Tech Run Felgen und Vollausstattung. Okay nicht ganz, denn es fehlen die “Vorverkabelung für die Alarmanlage” und das “Notladekabel” – aber vom Interieurpaket blau bis hin zu Sitzheizung, Hochtönern im Armaturenbrett, Rückfahrkamera usw. ist alles dabei. Die Mittelarmlehne werde ich wieder separat als Zubehör bestellen (hoffentlich gibts die dann auch passend zum neuen Interieur).
Und so sieht er aus – der neue ZOE 2017:
Nie wieder Reichweitenangst…
Die Tatsache, dass eine große Batterie gepaart mit einem schnellen Lader eine gute Sache ist – überhaupt im mit AC Typ 2 übersäten Land wie Österreich, ermöglichen ab Januar 2017 – da wird mein Zoe geliefert – unkompliziertes und angenehmes Fahren ohne jedwede Reichweitenangst oder – viel schlimmer noch: Säulenangst (die Angst, vor einer besetzten oder kaputten Ladesäule zu stehen und das mit leerem Akku).
Fazit und emobile Vorfreude
Ich freue mich wie ein „Schnitzel“ – und kann den Januar 2017 kaum erwarten.
Überhaupt wird es dann umgehend ein umfassendes Review geben, das sowohl die neue Reichweite als auch die verbesserten Details und Ausstattungsmerkmale des ZOE eingehend behandeln wird (R-Link Evolution, Batterievorkonditionierungsfunktion usw.).
Alle Infos zum neuen Renault ZOE– mit R90 oder Q90 Antrieb und als Mietvariante oder auch Kaufvariante (ZOE Complete) – findet ihr hier:
Der “aktuelle” Renault ZOE ist als R240 (ausschließlich als Miete) weiterhin in Österreich verfügbar.
Bericht von Stefan Kopeinig
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Elektroautor dazu…
Persönlich freut es mich sehr, dass unser Co-Elektroautor Stefan wieder zur ZOE-Community zurück kehrt und wünsche ihm viel Glück mit dem neuen „Langstrecken-ZOE“. Mit dem großteils überarbeiteten Kompakt-Stromer mit beinahe doppelter Reichweite hat Renault wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Die Batterie wiegt nur 22 kg mehr und hat bei gleichem Volumen 407 km Reichweite nach NEFZ.
Wie viele wissen, bin ich selbst ZOE-Fahrer der ersten Stunde. Seit Juli 2013 begleitet mich der sympathische Franzose rein elektrisch auf bereits fast 65.000 km – wohlgemerkt als Erstwagen. Anfangs bin ich viel öfter dazu gekommen, über meine Erfahrungen mit meinem ZOE zu bloggen (siehe: elektroautor.com/category/my1-ecar-zoe-tagebuch/). Im Juli 2017 läuft mein vierjähriges Leasing aus und ich erwäge, entweder auf einen neuen ZOE Q90 zu wechseln, das Batterie-Upgrade zu machen oder bis zum Marktstart des Tesla Model 3 durchzuhalten und mit meinem ZOE R210 bis dahin weiterzufahren. Das wird sich in den kommenden Monaten entscheiden.
Persönlich bin ich vom neuen ZOE ebenfalls sehr begeistert. Schließlich wurde nicht nur der Energiegehalt des Akkus fast verdoppelt, es gibt auch andere erwähnenswerte Modifikationen – wie z.B. eine verbesserte Temperierung des Akkus, R-Link Evolution mit Z.E.2 Trip, optionale Sitzheizung, … etc.
Auf folgende Verbesserungen hätte ich persönlich noch gehofft:
- verbesserte Scheinwerfer mit Xenon oder (noch besser) LED-Lichtern – die aktuellen H7-Halogen-Scheinwerfer sind absolut nicht zeitgemäß und (fast) schon ein Sicherheitsrisiko
- eine optionale Anhängerkupplung (ich weiß von einigen, für die eine AHK kaufentscheidend wäre)
- optionale Nebelscheinwerfer mit Kurvenlicht
- eine Rücksitzlehne, die teilbar ist
- ein optionales Glas-Schiebedach
Leider werden diese Wünsche weiterhin Wünsche bleiben – schade. Aber ein ZOE, der in die Ära von Tesla-Reichweiten aufbricht ist mehr als nur eine Überlegung wert. Die Hoffnung, dass Renault den 43 kW-Lader mit dem größeren Akku wieder erneut einführt (mit der 2. Generation – R240 – wurde dieser aus unverständlichen Gründen gestrichen), wurde zum Glück erhört – danke Renault.
Aus jedoch noch unverständlicheren Gründen ist die Schnelllademöglichkeit mit dem Chameleon-Charger in Deutschland nicht verfügbar.
Österreichische Motorisierungen:
https://www.renault.at/modellpalette/renault-modelluebersicht/zoe/motoren.html
Deutsche Motorisierung:
https://www.renault.at/modellpalette/renault-modelluebersicht/zoe/motoren.html
Gerade bei einem doppelt so großen Akku ist eine halb so langsame Lademöglichkeit absolut kontraproduktiv. Warum muss ein deutscher Käufer bei einer Schnellladestation künftig ca. zwei Std. warten, bis das Auto vollgeladen ist? Währenddessen können wir Österreicher ZOEs bestellen, die in 65 min. voll sind. Dieser eklatante Ausstattungs-Unterschied entzieht sich meiner Logik und hier spreche ich sicher für viele Elektromobilisten: Renault Deutschland sollte in Deutschland die gleichen Motor-Varianten anbieten wie in Österreich und anderen Ländern. Außerdem verlieren Sie dadurch potentielle Käufer aus Deutschland oder solche, die nach Österreich ausweichen.[/box]
Habemich gefreut und danke. Ich bin ehrlich gespannt auf den nächsten Teil des Berichtes, den finde ich irgendwie noch nicht. Und Januar ist Mitte März doch schon vorbei, oder? Gab es Verzögerungen bei der Auslieferung, oder bist du nur noch am fahren? 😉
Den Bericht hat Stefan geschrieben, mein Co-Elektroautor. Er ist insgesamt vom neuen ZOE leider etwas enttäuscht, da der Q90 nicht mehr die Ladeleistung von 43 kW zustande bekommt. Bei Messungen haben sich max. 37 kW ergeben und das auch nicht lange. Du findest dazu Erfahrungsbericht auf GoingElectric von ihm unter seinem Nickname Twizyflu.
Dennoch empfinde ich den Q90 mit der ZE 40-Batterie als ein super-interessantes E-Auto – und so wie es aussieht, werde ich in den kommenden Monaten von meinem ZOE Q210 auf den großen Bruder umsteigen. Dann werde ich weiter berichten. 😉