Weltverbesserer Elektroauto? – Vorteile statt Vorurteile ist die Devise

Tesla Model X auf der Postalm – Nähe Wolfgangsee Foto: Greenstorm Mobility

Dass ein Elektroauto umweltfreundlich und leise ist, wissen mittlerweile die meisten. Aber dass man mit einem Elektroauto fast ohne Bremspedal auskommt und manche sogar vorne und hinten einen Kofferraum haben, weiß wahrscheinlich nicht jeder. Tatsächlich gibt es noch viele und wenig kommunizierte Vorteile, die Elektroauto-Gegner leider oft mit Vorurteilen im Keim ersticken. Grund genug, hier einmal mehr die viele Vorteile der „Stromer“ aufzulisten – so seid ihr für jede Diskussion im neuen Jahr gut gewappnet.

Redet man mit Freunden über Elektroautos, laufen die Gespräche fast immer nach demselben Schema ab: Zu wenig Reichweite, zu teuer, schädliche Akkus und dann noch der benötigte Atom- strom. Der E-Mobilität gegenüber positiv eingestellten Menschen wissen über die gängigsten Vorteile Bescheid: Leise, abgasfrei, effizient und unabhängig von Erdöl. Bei diesen Argumenten haben Fahrzeuge mit „Explosionsmotor“ bereits das Nachsehen.

Vorteile von Elektroautos. Für die Umwelt und uns selbst:

• Die Verwendung von Ökostrom und erneuerbaren Energien wird gefördert. Schließlich bekennt sich jeder Elektroauto-Fahrer zu sauberem Strom – viele produzieren diesen sogar selbst durch Fotovoltaik.

• Elektroautos sind viel leiser als Verbrennerfahrzeuge (außen und innen), das mindert Stress und fördert die Gesundheit.

• Die an Straßen angrenzenden Grundstücke werden frei von Schadstoffen (z.B. Kuhweiden, Äcker, Obstgärten).

• Bequem zu Hause aufladen – Tankstellenbesuche mit Benzingestank und öligen Händen sind passe?.

• Mit einem guten Gewissen Auto fahren; überlegt euch einmal wie viele Kriege wurden und wer- den wegen Erdöl geführt?

• Aktiver Beitrag zum Umweltschutz, statt nur davon zu reden. Klimawandel, Treibhauseffekt… die nachfolgenden Generationen werden es uns danken.

• Erneuerbaren Energien (Wind, Sonne) fehlt es oft an Speichermöglichkeiten, Elektroautos, die in Smart-Grids integriert sind, könnten ein wichtiger Bestandteil eines intelligenten Stromnetzes werden, um Spannungsspitzen auszugleichen.

• Moderne Akkus bestehen meistens aus Lithium-Ionen-Zellen. Diese sind zur Gänze recyclebar und werden nach deren Verwendung in Autos als Batteriespeicher für Häuser oder Kraftwerke verwendet.

• Strom ist keine endende Ressource wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Sonnenenergie ist mehr vorhanden, als wir je verbrauchten könnten. Theoretisch würde eine Fläche von 700 Quadratkilometern in der Sahara ausreichen, um die ganze Welt zu versorgen.

Das meist verkaufte Elektroauto in Österreich und ganz Europa – der Renault ZOE Foto: Elektroautor.com

Vorteile für Firmen, Hoteliers, Flotten:

• Extrem niedrige Betriebskosten: Zum Vergleich: Bei einem Benzinauto fallen für 100 Kilometer zirka 7 Euro (Verbrauch von 6 Liter pro 100 Kilometer) Spritkosten an. Bei einem Elektroauto (Kompaktwagen) kosten 100 Kilometer zirka zwei Euro Strom. Bei einer Jahreskilometerleistung von 15.000 Kilometern lassen sich gegenüber vergleichbaren Benzinautos mindestens 1.000 Euro pro Jahr an Energiekosten sparen.

• Motorbezogene Versicherungssteuer entfällt (in Österreich auf unbestimmte Zeit, in Deutschland für die nächsten zehn Jahre).

• Keine NOVA (in Österreich beträgt die NOVA bis zu 16 Prozent).

• Versicherungsgesellschaften gewähren zehn bis 20 Prozent Nachlass.

• Direkte Kaufförderungen für die Anschaffung von Elektroautos (abhängig vom Land, Bundesland, Gemeinde). In Österreich bis zu 4.300 Euro, in Deutschland bis zu 4.000 Euro). Stets aktuelle Infos zu Förderungen sind auf e-connected.at zu finden.

• Alle Elektroauto-Modelle sind in Österreich seit 2016 für Unternehmen vorsteuerabzugsberechtigt.

• Förderungen der Lade-Infrastruktur durch Zuschüsse beim Anschaffen von Ladestationen (200 bis 10.000 Euro)

• Weitaus geringere Service- und Werkstattkosten (Elektromotoren sind wartungsfrei, Akkus langlebiger als ihr Ruf) – siehe auch „Technische Vorteile“.

• Unabhängigkeit von steigenden Benzinpreisen und Krisen im nahen Osten (Strompreise werden auch steigen, sind aber generell stabiler)

• Mit Fotovoltaik am Dach oder Carport ist völlige Autonomie möglich und man „tankt“ den selbst produzierten Strom. Doch die Sonne stellt keine Rechnung.

Das weltweit am meisten verkaufte Elektroauto – der Nissan Leaf. Foto: Elektroautor.com

Vorteile für Private und jedermann/frau:

• Elektroautos sind 100 Prozent lokal emissionsfrei (kein schädlicher Feinstaub, kein CO2, kein Kohlenmonoxid, kein Schwefeldioxid, kein Ruß und kein Stickstoffoxid). In Österreich sterben jährlich mehr als 7.000 Menschen an Folge der Luftverschmutzung, weltweit sind es mehrere Millionen – alleine das Argument sollte genügen, die Mobilität so schnell wie möglich auf emissionsfreie Antriebe umzustellen!

• Mit besserer Luftqualität an stark befahrenen Straßen steigt auch die Lebensqualität für Gäste, Anrainer, Fahrradfahrer, Spaziergänger. Straßen-Cafes, Städte-Hotels und Hotels an stark fre-quentierten Straßen profitieren.

Technische Vorteile gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor:

• Elektromotoren haben einen extrem hohen Wirkungsgrad von bis zu 98 Prozent, Benzinmotoren nur 38 Prozent, Dieselmotoren bis 45 Prozent. Der Großteil der Energie geht bei Verbrennerfahrzeugen in Form von Wärme verloren, letztlich kommen max. 25 Prozent der Energie auf der Straße an – bei Elektroautos bis zu 80 Prozent.

• Der Elektromotor hat ordentlich Power – deswegen ist auch das Serienfahrzeug mit der schnellsten Beschleunigung der Welt ein Elektroauto: Der Tesla Model S P100D schafft es in 2,7 Sekunden auf 100 km/h.

• Das schnellste Serien-Elektromotorrad der Welt, die Lightning LS-218, kommt aus Amerika und hat ein höheres Drehmoment (228 Nm) als das stärkste Serienmotorrad der Welt – Kawasaki Ninja H2R (165 Nm)

• Der Elektromotor hat ein unglaubliches Drehmoment, welches vom Stand weg zur Verfügung steht. Selbst „gewöhnliche“ Elektroautos legen spritzige Ampelstarts hin als wären sie ein Sportwagen.

Ein Elektromotor ist viel kompakter als ein Verbrennungsmotor und besteht nur aus einem Bruchteil an dessen Teilen. Foto: Elektroautor.com

• Elektroautos haben viel weniger bewegte Teile. Folgende Bauteile fehlen: Kupplung, Anlasser, Schalt- oder Automatikgetriebe (lediglich eine Eingang-Untersetzung), Lichtmaschine, Keil- und Zahnriemen, Vergaser, Ölkreislauf, Auspuff, Katalysator, Luftfilter, Kardanwelle, u.v.m…. Dadurch sind die Fahrzeuge viel weniger anfällig für Reparaturen und man spart viel Geld beim Service.
Abgasuntersuchungen entfallen, da es sich um Zero-Emissions-Fahrzeuge (ZEV) handelt.

• Beim Bergabfahren und Rollen wird sogar Strom erzeugt, da der Motor zum Generator wird. Diesen Vorgang nennt man „Rekuperieren“ und je nach Streckenprofil können das 15 bis 25 Prozent sein, die das bordeigene Minikraftwerk in den Akku zurück speist.

• Das Rekuperieren resultiert aus einer effizienteren Motorbremswirkung als bei Benzin- und Dieselmotoren. Bei manchen Elektroautos ist die Rekuperation so stark eingestellt, dass das Fahr-
zeug beinahe zum Stillstand kommt, wenn man vom Gas- bzw. „Strompedal“ geht. Das so genannte „One Pedal Driving“ ist nicht nur ein neues Fahrgefühl, es schont auch besonders die Bremsbeläge.

• Elektromotoren benötigen weniger Platz als Benzinmotoren und die Akkus werden meistens im Fahrzeugboden integriert. Dadurch ergeben sich neue Gestaltungsmöglichkeiten im Autodesign (ebener Fahrzeugboden ohne Mitteltunnel, zweiter Kofferraum vorne, Allrad mittels zwei Motoren).

Durch die kompakte Bauweise von E-Motor und Batterie im Unterboden, hat Tesla den „Frunk“ als zweiten Stauraum erfunden. Foto: Elektroautor.com

• Elektromotoren haben eine längere Lebensdauer als Benzinmotoren, sind nahezu unverwüstlich und wartungsfrei. Sie müssen weder „eingefahren werden“ noch müssen sie im Winter warm laufen.

• Durch die kompakte Bauweise der Antriebsstränge sind Allradantriebe mit bis zu vier unabhängigen Motoren möglich.

• Mittels „Torque-Vectoring“ (im Gegensatz zum ESP werden die entgegengesetzten Räder beschleunigt nicht gebremst) können höhere Kurvengeschwindigkeiten erreicht werden, was bei gleicher Geschwindigkeit höhere Sicherheit bedeutet. Bei Elektroautos ist dies einfacher umzusetzen, da bei Allradantrieb zwei bis vier Motoren radnah verbaut werden.

• Standheizung und Standkühlung sind bei Elektroautos serienmäßig mit an Bord und können meist bequem über die Fernbedienung oder per App sogar zu vorgewählten Zeiten gestartet werden. Bei einem abgestellten Auto den Motor wegen Heizung oder Klimaanlage laufen lassen – normal ein Tabu und sogar laut StVO verboten. Beim Elektroauto läuft kein Motor im Stillstand bzw. emittiert es sowieso keine Abgase. Durch die „Vortemperierung“ wird im Winter der Eiskratzer fast überflüssig.

• Die Heizung und Klimaanlage werden bei Elektroautos rein elektrisch betrieben. Weil die warme Luft nicht erst durch die Abwärme eines kalten Motors gewonnen wird, ist ein Elektroauto viel schneller aufzuheizen. Bei immer mehr Modellen kommt zusätzlich eine Wärmepumpe zum Einsatz, um Strom zu sparen.

• Autofahren war noch nie so einfach: kein Gang schalten, kein Ruckeln und kein unmotiviertes Hochdrehen der Drehzahl bei Schaltgetrieben oder schlechten Automatikgetrieben, kein Absterben des Motors und kein Zurückrollen des Autos beim Berganfahren.

• Keine Startprobleme im Winter oder bei feuchten Temperaturen! Heizung sofort verfügbar, da nicht von Motortemperatur abhängig.

Es gibt leider (noch) ein paar Nachteile:

• Elektroautos haben meistens ein höheres Gewicht, da die Akkus sehr schwer sind (relativiert leider den leichteren Motor u. Antriebsstrang). Jedoch werden die Akkus meistens in der Bodenplatte verbaut, dadurch liegt der Schwerpunkt sehr niedrig und das Fahrverhalten profitiert davon.

• Die Reichweiten sind geringer als bei Verbrennerfahrzeugen. Die Entwicklung schreitet aber rasant voran und in den letzten drei Jahren haben sich die Reichweiten bei bestimmten Modellen bereits verdoppelt – Beispiel: Den Kompaktwagen Renault ZOE gibt es seit Anfang des Jahres mit einer Normreichweite von 400 Kilometern, das 2013-er-Modell lag noch bei 210 Kilometern. Die Größe des Akkus ist dabei gleich geblieben. Tesla Motors bietet Fahrzeuge mit bis zu 632 Kilometern Reichweite an und Toyota hat schon vor vielen Jahren an einer 1.000 Kilometer- Batterie gearbeitet.

• Langsames Laden bei herkömmlichen 230 V-Anschlüssen. Bei Starkstromsteckdosen dauert es oft nur ein bis zwei Stunden. öffentliche Schnell-Ladestationen werden aber kontinuierlich aus- gebaut und ermöglichen Ladungen in zirka 30 Minuten. Auch hier ist die Entwicklung mit ihrem Latein noch lange nicht am Ende – High-Speed-Ladestationen mit bis zu 320 kW kommen bereits auf den Markt.

• Höherer Anschaffungspreis als bei Verbrennern. Nach drei Jahren relativiert sich das deutlich durch die günstigeren Betriebs- und Erhaltungskosten. Auch bei Batterien beginnt mit steigen- den Produktionen der Preisverfall und in nicht allzu ferner Zukunft werden Elektroautos sogar günstiger zu produzieren sein als ihrer fossilen Vorgänger.

• Das Laden von Elektroautos ist manchmal noch etwas umständlich. Einheitliche Ladestandards und Lademöglichkeiten (mit Handy, QR-Code, RFID-Karten) und länderübergreifendes Roaming werden aber laufend verbessert.

• Im Winter kommt es durch die Kälte leider zu Reichweiten-Einbußen, da Akkus bei niedrigen Temperaturen nicht so effizient arbeiten. Man muss mit 25 bis 30 Prozent weniger Reichweite rechnen, deswegen sollte man beim Kauf eines Elektroautos den Fokus auf die Winterreichweite legen. Wenn das Auto nicht im Freien steht, sondern in einer beheizten Garage, ist dieses Manko weitaus geringer.

Fazit:

Man kann die Vor- und Nachteile der Elektroautos nun gegen einander aufwiegen. Die Argumente stammen nicht aus bezahlten Studien oder geschönten Statistiken, sondern beruhen zu einem großen Teil auf persönlichen Erfahrungen. Ich fahre bereits das sechste Jahr rein elektrisch und lebe die Elektromobilität hier und jetzt – ohne mich von profitorientierten Strategien der schon viel zu lange fossil orientierten Automobilbranche manipulieren zu lassen. Und ich kann euch versichern, für nichts in der Welt würde ich wieder zurück zum Verbrenner wechseln. Warum auch?

Autor: Volker Adamietz, Elektroautor und Redakteur Zimmerstunde.at

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13 Kommentare zu „Weltverbesserer Elektroauto? – Vorteile statt Vorurteile ist die Devise“

  1. Hansruedi Würsch

    Vorurteile sehe ich als Kampf zwischen Kopf & Herz. Ein Selbstversuch mit AbgasRückführung durch FahrgastKabine führt zur Einsicht.

    1. Danke für diese sehr ausführliche und korrekte Zusammenfassung! Ich beschäftige mich schon seit 40 Jahren mit diesem Thema, darf mich also als Auskenner bezeichnen. Zwei Dinge hätte ich noch gerne erwähnt: Auch bei Elektromotoren gibt es deutliche Unterschiede. Billige Fahrzeuge (bzw. Autos, von denen die Hersteller insgeheim hoffen, nicht allzuviele auf den Markt bringen zu müssen) haben meist einen Permanentmagnetmotor, der leider einen geringeren Wirkungsgrad hat und (sehr) langsam nachlässt, außerdem benötigt man für die Herstellung die berühmt-berüchtigten seltenen Erden. Also hundertmal besser als der beste 5-Ventil-Kompressor-Turbo-Superinjected-Intercooled-
      Atkinsoncircle-Verbrenner, um es nochmals deutlich austzsprechen; aber leider nicht ganz so gut als wieder einmal Tesla vorzeigt. – Zur Energie“problematik“: Hier sitzen wieder einmal die Probleme hauptsächlich in den Köpfen und weniger in der Wirklichkeit. Es gibt schon Dachziegel (demnächst auch bei uns lieferbar), die nicht nur schön aussehen und ewig halten (Garantie bis zum Hausabbruch!!), sondern auch ordentliche Mengen an Strom liefern – dauerhaft und kostenfrei. Es gibt auch in Österreich weder Braunkohlen- noch Atomkraftwerke, unser Verbrauch ist hoch und doch ist genug elektrische Energie vorhanden – tendenz sogar steigend. Also bitte nicht nachplappern, was alle Stinkerfreunde an Scheinargumenten vorbringen; schon in wenigen Jahren wird man Angeber mit ihrer röhrenden BMWs auslachen – gut so.

      1. Welche Solarziegel meinst du?
        Meinst du die von Solteq http://www.solteq.eu/?

        Tesla wird so schnell ihr Solardach nicht nach Europa liefern können, wenn das so wird wie mit der Powerwall 1 und 2. ;-(

        Solteq finde ich auch ein tolles Konzept. Hab dazu schon jemanden für unser Haus da gehabt, um ein Angebot zu erstellen, leider ist die Firma in Österreich noch nicht gut aufgestellt.

        1. Sorry für die späte Antwort! Ich meinte beide Firman, also Tesla und Solteq, und bin sehr zuversichtlich, daß es zeitnahe viel mehr Hersteller bzw. Vertriebe für Solarziegel geben wird, auch Solarfassaden etc. sind leicht vorstellbar. Selbst die hartgesottensten Ignoranten mit 4-Rohr-Auspuffen ohne nennenswerte Schalldämpfung werden, ja müssen, zwangsweise die Vorteile solcher Technologien erkennen. Etwas Geduld ist noch nötig, aber die alten Tricks mit 20 Jahren Hinhalten (nächstes Jahr kommt es auf den Markt, wir schwören es) funktionieren dank Tesla endlich nicht mehr. Ich darf nochmals daran erinnern, daß Daimler-Benz viele Jahre lang versprach, eine ganze Modellpalette in Brennstoffzellentechnologie auf den Markt zu bringen; zuletzt wurde als Fixtermin 2001 angegeben… Ja Angeben ist das richtige Wort, leider!
          P.S.: An alle verwöhnten Hausfrauen, die ihre fetten Kinder 600 Meter mit dem Cayenne Turbo zur Schule fahren: Bei einem realen Test verbrauchte ein ungetuntes Serienfahrzeig 66,5 Liter auf der Autobahn – ein Verbrechen!

    2. Da geb ich dir vollkommen Recht , Hansruedi ! Doch leider gibt es eine sehr grosse Anzahl an Menschen , die saublöd auf die Welt kommen und bis heute nichts dazugelernt haben. Es gibt ja auch Millionen Raucher , denen scheissegal ist , dass auf der Zigarettenpackung steht : RAUCHEN IST TÖDLICH

  2. Ich fahre seit Ende Audgust vorigen Jahres den neuen VW e-Golf und seither steht der auf Wechselkkennzeichen mit angemeldete VW Eos TDI beinahe ungenutzt in der Garage, obwohl es sich um ein Cabrio handelt und der Herbst sehr schön war. Natürlich werde ich den kommenden Sommer auch wieder mit diesem ausfahren, aber dann komme ich mir wieder vor, als ob ich auf einem Traktor sitzen würde. Ich habe nicht erwartet, dass ein E-Auto soviel Fahrspaß machen kann und noch dazu aufgrund meiner PV-Anlage am Dach keine Betriebskosten verursacht.

    1. Das Gefühl kenn ich nur zu gut. Ich fahre bereits das 6. Jahr rein elektrisch und, vor allem, wenn ich in der Stadt unterwegs bin – denke ich mir nur: „Warum fahren eigentlich alle mit so altmodischen Kisten herum – mit einer Technologie, die so fortschrittlich ist, wie die einer Dampflok.

      … hoffentlich brauchen die Leute nicht all zu lange beim Umdenken.
      „Die Mobilitätswende beginnt vor allem im Kopf der Menschen!“ 😉

  3. Ich habe meine Argumentation für Elektroautos so aufgestellt, dass ich sie gegenüber Verbrennern als umweltfreundlicher bezeichne, dass aber Autofahren durch sie nicht generell umweltfreundlich wird. Zum Vergleich nehme ich ein Pedelec mit Anhänger her, dem man wenn möglich den Vorzug geben sollte.
    Ja, auch Elektroautos verbrauchen so viel Resourcen und kosten so viel wie es sich nur ein Bruchteil der Weltbevölkerung leisten kann. Ja, auch Elektroautos emittieren Schadstoffe durch Reifenabrieb und Aufwirbeln von Straßenstaub. Ja, der Strom ist nicht immer Ökostrom und kann mit Treibhausgasemissionen gekoppelt sein usw. usw. aber eben alles weit weniger problematisch als ein Verbrenner.
    In der Argumentation muss man auch häufig der Nebelkerze der Verbrennerlobby vom FCHEV (Brennstoffzellenautos) entgegen treten: „Ja, ich warte bis ich mit Wasserstoff fahren kann“. Da muss man dann noch mal gänzlich anders argumentieren.

    1. Jedes Produkt, auch die Semmel beim Bäcker, emittiert Schadstoffe. Schließlich verbraucht die Herstellung von Produkten Energie und Sprit für die Transporte.

      Den Feinstaub durch den Reifenabrieb finde ich ehrlich gesagt etwas sehr weit ausgeholt (auch wenn bisschen was dran ist). Das nächste ist dann der Reifenabrieb von Kinderwägen, Skateboards und Schuhsohlen und Hautschuppen. 😉

      Zumindest Feinstaub durch Bremsabrieb wird beim Elektroauto auch stark reduziert, da der Bremsenverschleiß durch die Rekuperation extrem gering ist.

  4. Mit ein paar Argumenten wird man aber schnell baden gehen. Mit „lokal emissionsfrei“ und ähnlichen Argumenten brauche ich bei mir in der Gegend nicht anzufangen. Hier ist so viel „Grün“ um die Häuser und Straßen, dass die meisten Autobesitzer von diesem Argument wenig beeindruckt sind. Formal stimmt es, aber das Argument spielt hier einfach keine Rolle. Jeder hier braucht ein Auto um durch den Alltag zu kommen und mit einem E-Auto gibt es leider noch viele Nachteile, weil die Vorteile hier wenig greifen.

    Zu dem hohen Gewicht möchte ich sagen, dass dieser Punkt überraschenderweise komplett nicht relevant ist. Ob ein Tesla neben dem Fahrer noch 200 kg Kies dabei hatte, hat bei dem Stromverbrauch sehr wenig bis gar nicht verändert. Als man nach den Gründen dafür suchte, hat man die Rekuperation als „Verursacher“ identifiziert.

    Sprich solange ein E-Auto rekupieren kann (= Batterie nicht 100% geladen) wird die meiste zusätzliche Energie, die bei schweren Autos benötigt wird, wieder zurückgewonnen.
    Den Aufwand Leichtbau bei E-Autos einzusetzen wird sich also nicht auszahlen durch eine Verbrauchsreduktion. Bei Verbrenner fehlt die Rekuperation, daher wird die zusätzliche Energie für das zusätzliche Gewicht in Form von Wärme beim Bremsen verschleudert. Bei E-Autos ist dies anders, daher gilt hier dieser Zusammenhang nur noch sehr schwach.

    Mit dem Begriff „Verbrennerlobby“ sollte man sehr sparsam unterwegs sein. Vor den E-Autos hatte man einen Benziner oder einen Diesel als Auto. Heute hat man dann einen „Verbrenner“ als Auto. Allein sprachlich geht jeder Besitzer eines klassischen Motors erstmal in die Defensive, wenn man diesen Begriff in seiner Argumentation verwendet. Das mag kleinlich sein, aber die meisten Einscheidungen werden nicht durch rationale Argumente entschieden. Ansonsten gäbe es so manchen Schwachsinn nicht.

    Der Nachteil „Ladeinfrastruktur ist kompliziert“ ist sehr freundlich ausgedrückt. Die meisten E-Autos gehören zu einer Lade-Kategorie: kastrierter Wechselstrom-Ladegerät onboard oder extrem leistungsfähiges Wechselstrom-Ladegeräte onboard. Bei dem Nissan Leaf, auch in der 2018 Edition, ist dieses Problem immer noch groß. Es billig für die Betreiber einen 22 kW Ladepunkt aufzubauen, aber weil es an „geeicheten“ bezahlbaren Strommessern fehlt, kann man diese Ladesäulen oft nur mit einem Zeittarif benutzen. Hier ist ein kastrierter Wechselstrom-Lader im Nachteil und wird finanziell ausgebeutet. Je nach Details sind bei E-Autos mit einem solchen Ladegerät zwischen 3,3 kW und 6,6 kW möglich. Während mit einem 22 kW Lader der Zeittarif noch bezahlbar ist, ist dies bei einem 1/6 der bezogenen Leistung 6x mal so teuer. Diese 6x mal so teuer macht das Laden an einer solchen Säule extrem teuer.

    Eine mögliche Lösung?
    Verbrauchsbasierte Abrechnung und die Option gegen Aufpreis einen 11 kW oder 22 kW Wechselstrom-Lader zu verbauen. Aktuell ist ersteres kaum anzutreffen, weil geeichete Strommessgeräte extrem teuer sind und letzteres einfach nicht von den Herstellern angeboten wird. Warum? Das weiß keiner so richtig. Selbst gegen Aufpreis gibt es dies nicht.

    Mit einem leistungsfähigen Wechselstrom-Lader kann zwar eine 22 kW Säule mit Zeittarif günstig genutzt werden, aber mehr als 43 kW Ladeleistung wird schwer zu realisieren sein. Aktuell sind 43 kW in dem Bereich in dem eine 50 kW Ladesäule die meisten E-Autos lädt. Noch ist ein Auto mit leistungsfähigen Wechselstrom-Lader flexibler nutzbar in schlecht ausgebauten Gebieten, da man jede Ladesäule mit der maximalen Lade-Geschwindigkeit nutzen kann. Mit dem Nissan Leaf ist man in einer schlecht ausgebauten Gegend (und in einer solchen wohne ich) im Nachteil. Mit einem Ladepunkt Zuhause kann man diesen Nachteil aufheben, kostet dann aber mindestens 1000€ Aufpreis. Wenn das E-Auto einen schwachen Wechselstrom-Lader hat, reicht dies um es über Nacht aufzuladen bei den aktuell verfügbaren Batteriegrößen. Schon mit den größten derzeit verfügbaren Batterien kann eine Nacht daheim zu kurz sein, wenn das E-Auto fast komplett leer gefahren wurde. Bis zu 13h sind bei solchen E-Autos maximal möglich.
    Damit ist klar, dass hier auf absehbare Zeit ein wunder Punkt bleiben wird. Alternativ beschränkt man sich auf E-Autos, die einen leistungsfähigen Wechselstrom-Lader an Board haben. Da es aktuell noch wenig Auswahl gibt, ist dies noch eine heftige Einschränkung bei der Auswahl. Günstige Gleichstrom-Ladegeräte für daheim wären die Alternative. Aber günstig heißt hier 10.000€. Wenn man nachschaut, was man heute kaufen kann, findet man wenige Angebote. Die großen Schnelllade-Stationen kosten ab 30.000€ für 50 kW Gleichstrom-Ladeleistung. Bei 20.000 bis 30.000€ für ein „normales“ E-Auto auf lange Sicht zu teuer.

    Aber auf absehbarer Zeit knallt es recht heftig aus einem anderen Grund. Alle aktuell verfügbaren Ladesäulen arbeiten mit dem OCPP Protokoll v1.5. Dieses benötigt ein Merkmal zum Identifizeren des Nutzers. Dieses Merkmal bei allen Ladekarten die Kartenummer und diese kann mit jedem Lesegerät ausgelesen werden. Also zusammengefasst:
    Die Erkennung, auf wessen (!) Rechnung geladen wird, ist alleine abhängig von einem Merkmal, dass jeder auslesen kann (mit einem NFC-fähigen Smartphone). Weitere Kryptografie wird gar nicht genutzt. Selbst die (kaputte) Kryptografie auf den Ladekarten wird nicht genutzt. Es gibt GAR KEINEN Schutz gegen böswillige Angreifer.

    Sobald jemand das ausnutzt, reicht ein kleines „Update“ der Ladesäulen nicht aus. Details gibt es hier:
    https://media.ccc.de/v/34c3-9092-ladeinfrastruktur_fur_elektroautos_ausbau_statt_sicherheit

    Bitte nicht von dem Standbild verwirrren lassen. Zum Verstehen benötigt man keine IT-Kenntnisse. Ich wünchte man würde IT-Kenntnisse zum Verstehen benötigen, denn dann gäbe es wenigstens einen Basisschutz. Da der fehlende Schutz aber ein branchenweites Problem ist, bedeutet dies, dass eine Lösung maximal schwierig umzusetzen ist. Man kann „alte“ E-Autos ja nicht am Laden hindern, weil man bloß ein riesiges Sicherheitsproblem hat. Würde man das wegen der „Sicherheit“ tun, könnten alte E-Autos ohne Software-Update nicht mehr laden. Das wäre dann der nächste Super-GAU und man könnte sich sparen Andere von der E-Mobilität überzeugen zu wollen. Keiner fährt gerne ein Auto, dass „auf einmal“ nicht mehr an den Ladesäulen laden darf. Daher sehe ich dieses Problem als extrem gefährlich an, sobald ein paar Bösewichte anfangen diese Schwachstelle auszunutzen.

    1. Wow! Alexander – vielen Dank für diesen langen Kommentar, der ja schon beinahe ein Gastartikel ist, welche übrigens auf unserer Website sehr willkommen sind (falls wer Zeit und Lust hat). 😉

      Die meisten Anregungen nehme ich gerne zur Kenntnis, danke.

      Das mit dem Laden – da bin ich eindeutig für das Abrechnen nach kWh!!

      Warum?
      1) weil es am transparentesten und vergleichbar ist
      2) weil die Zeit- und Lastbasierten Tarife sehr undurchschaubar sind und sehr teuer
      3) weil die Bevölkerung es gewohnt ist vom Haushalt nach kWh abzurechnen bzw. bei Verbrennern nach Litern
      4) weil zeitabhängige Tarife sehr unfair sind – vor allem im Winter, wo das Laden teilweise bis zu doppelt so lange braucht. Oder ein Gast in einem Hotel will auch nicht um 5 Uhr in der Früh aufstehen den Tesla abstecken, damit die Ladezeit nicht weiterläuft, obwohl das Auto schon voll ist (Ansteckzeit wird verrechnet)

      Auch, wenn in den Wallboxen und Ladestationen meist keine geeichten Stromzähler drinnen sind – auch ungeeichte sind meistens sehr genau – so dass das nicht das große Problem sein kann. Da sprechen wir von ein paar Cent max. pro Ladung. Daran wird sich keiner stoßen.

      Damit die Ladestationen nicht als Dauerparkplätze genutzt werden, wird ab einer Zeitüberschreitung von z.B. 1 Std. ein Straftarif (Parkgebühr) verrechnet – so wie das auch Tesla macht.

      Das Sicherheitsproblem ist mir bekannt und auch den großen Ladenetzbetreibern. Ich würde das aber nicht als zu großes Risiko werten. Was soll ein Hacker an der Ladestation anstellen? Dann lädt er eben einmal sein Auto umsonst. Das sind dann ein paar Euro, wo ein anderer draufzahlt bzw. der Betreiber.

      Um ein Blackout bei hunderten Ladestationen oder Ähnliches zu erzeugen, wird er auch nicht zur Ladestation fahren, sondern sich woanders einhacken.

      In den nächsten Jahren wird das Plug & Charge (Identifizierung über das Kabel) an Bedeutung gewinnen. Da wird dann die übertragene ID sicher (hoffe ich zumindest) geschützter übertragen werden.

      Aber selbst das beste Sicherheitssystem wird immer Lücken haben. Und ich denke, auch Zapfsäulen mit Tankautomaten werden sich hacken lassen.

      Beste elektrische Grüße 😉
      Volker

  5. Hallo Volker,
    danke für die tolle Gegenüberstellung. Eigentlich ist doch fast alles bekannt, aber deine Zusammenfassung könnte man sich zur Vorbereitung eines Vortrags glatt als Leitfaden ausdrucken.

    Was mich immer ein wenig schmerzt ist die Aussage zum Kraftstoff-Preis für 100 km. Da sind fundierte Gegenstimmen vorprogrammiert und als „Überzeugungstäter“ kommt man bei den oft leidenschaftlich geführten Diskussionen schnell ins Hintertreffen. Ein Makel gefunden, schon wird die ganze Idee innerlich abgelehnt.

    Ich fahre seit 2 Jahren begeistert Zoe (R240) und lade hauptsächlich zuhause (mit NRGKick-Kabel zwischen 2,3 und 22 kW). Durch die Ladeverluste komme ich auf einen Wert von fast 20 kWh / 100 km, die ich vom Strombetreiber kaufen muss.
    Das sind bei einem Ökostromtarif in Deutschland fast 6 € pro 100 km!
    Selbst wenn man die Ladeverluste nicht berechnet, wird man bei mindestens 4 € landen.
    Und bei „grauem Strom“ wird die Rechnung auch nicht viel besser.

    Ich bin in der glücklichen Lage, im Sommerhalbjahr fast ausschließlich per PV-Anlage zu laden, aber dieses Privileg haben nur wenige. Diejenigen, die z. B. in der Großstadt wohnen und – wenn überhaupt – nur per Strom aus dem Netz laden können, haben hier das Nachsehen. Und gerade für diese greifen die Argumente der Lärmreduzierung und lokaler Emissionsfreiheit besonders und dort sollten auch möglichst schnell möglichst viele E-Fahrzeuge betrieben werden.

    Gerne kann ich meine Berechnungsmethode für den Stromverbrauch zur Verfügung stellen, vielleicht verrechne ich mich auch gehörig, hier bin ich gerne an anderen Meinungen und Tipps interessiert.

    1. Hallo Jürgen,
      vielen Dank für das große Lob. Es wird auch demnächst noch ein Bericht folgen, der sich die Vorurteile und Klischees noch genauer vorknüpft: „Die 10 größten Mythen über Elektroautos“, wo ich auch mit wissenschaftlich fundierten Grafiken des Klima aktiv-Fonds Österreich argumentiere. Da freu ich mich auch auf hoffentlich viel Kommentare.

      Zu den Kilometerkosten. Es stimmt, die sind hier vielleicht etwas niedrig angesetzt, die Ladeverluste habe ich hierbei nicht eingerechnet – sonder bin mehr vom Jahresverbrauch ausgegangen – und ich lade auch immer wieder bei Ladestationen, die kostenlos sind. Wenn du das mit hinein rechnest müsste das in etwas passen.

      Aber – du musst auch bedenken, dass der Strompreis in Deutschland ordentlich viel höher ist. Wir sprechen hier von teilweise bis zu 100%!!

      Soweit ich informiert bin, liegt die kWh in Deutschland zwischen 25 und 30 Cent.

      Hier in Österreich (Oberösterreich) zahle ich für 100 % Ökostrom: 18 Cent die kWh – inkl. MwSt. (Stromverbrauch, Netzgebühr, Steuer)

      Und ich werde demnächst auf einen noch günstigeren Stromanbieter W.E.B. Windenergie wechseln, ebenfalls 100% Ökostrom (von Greenpeace u. Global 2000 zertifiziert), der sogar einen eigene Elektroauto-Fahrer-Tarif mit nur sage und schreibe 15 Cent pro kWh anbietet.

      Siehe: https://www.windenergie.at/page.asp/-/2879.htm
      https://www.windenergie.at/MEDIA/20171011_Produktblatt_Gruenstrom_mobility_web.pdf

      Wenn du das durchrechnest, kommt einem in Österreich ein Elektroauto im Verbrauch weit günstiger!

      … aber mit eigenem PV-Strom bist du eh auf dem absolut richtigen Weg. Das fehlt bei mir leider noch – wird hoffentlich auch in den kommenden Jahren folgen.

      umweltfreundliche Grüße,
      Volker Adamietz

      PS: An deinen Berechnungen bin ich sehr interessiert. Bitte schick es mir doch auf meine Mail-Adresse (findest im Impressum). Danke

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