Er kann auch länger ….
Richtig. Ohne REX. Gemeint ist damit nicht der gleichnamige Schäferhund aus der TV Sendung “Kommissar Rex” aus den 90er Jahren, sondern ein optional erhältlicher Zwei Zylinder Verbrennungsmotor, dem so genannten Range-Extender, mit dem sich die Reichweite um etliche Kilometer verlängern lässt – man fährt wohlgemerkt elektrisch, verbrennt aber zur Herstellung des für die Traktionsbatterie benötigten Stromes, fossilen Brennstoff. Da diese Version nicht getestet wurde, wird im weiteren Verlauf des Testberichts darauf kein Bezug genommen, aber das es sie gibt sei eingangs auch nicht unerwähnt.
Ungewöhnlich auffallend, aber stark
Augenscheinlich klein und ungewohnt designed wirkt der BMW i3 wenn man vor ihm steht. Leicht kantig und doch mit sanften Rundungen versehen, gibt sich der mit einem maximal 170 PS starkem Synchron-Reluktanz-Motor ausgestattete Premium Elektro-Kleinwagen aus Bayern. Wie bei Elektromotoren üblich, handelt es sich hierbei jedoch um die Spitzenleistung des Fahrzeuges. Die Dauerleistung beträgt 102 PS. Das Drehmoment beträgt 250 nm. Der i3, mit einem Leergewicht von ca. 1300 kg, beschleunigt in 7,2 Sekunden von 0-100 km/h. Dieses, trotz der schweren Batterie, die sich im Unterboden des Fahrzeuges befindet (Drive Modul), Gewicht, ergibt sich durch Verwendung des Karosseriewerkstoffes CFK (Kohlenstofffaser verstärkter Kunststoff) für die Fahrgastzelle, einer Außenhaut (mit Ausnahme des Daches) aus thermoplastischem Elastomer und einem Fahrgestell aus Aluminium.
Das Design umfasst an der kurzen Front, die BMW typischen Nieren, die blau umrandet sind. Unter der Motorhaube befindet sich – kein Motor (sitzt im Heck (Heckantrieb)) sondern ein Mini-Zusatz-Kofferraum (ähnliche wie beim “Frunk” des Tesla Model S, nur wesentlich kleiner), wo man beispielsweise das Ladekabel und andere Kleinigkeiten sehr gut unterbringen kann.
Voller Zugang
Optisch sowie bedientechnisch interessant sind die Türen des i3. Sie werden gegengleich geöffnet, das bedeutet, dass zuerst die Fahrertüre aufgemacht werden muss, um dann mittels Entriegelung von innen, den hinteren Türflügel öffnen zu können. Ein Öffnen der hinteren Türen, auch von innen, ohne vorher die vorderen Türen geöffnet zu haben, ist nicht möglich. Was für manche in der Bedienung durchaus ungewohnt und als unvorteilhaft ausgelegt werden kann, wird so manch anderem sicherlich gefallen. Durch den Entfall der B-Säule ist das Einsteigen um einiges einfacher, das Raumgefühl wirkt größer und überhaupt wirkt das Konzept durchaus interessant.
Von den großen 19? Felgen, jedoch mit einer Reifendimension von 155/70 R19, einmal abgesehen, schließt der i3 relativ geradlinig mit einem schwarzen Heck in Glasoptik ab. LED Technik und sehr gute Verarbeitungsqualität runden den Ersteindruck durchaus sehr gut ab.
i3 – Platz hoch drei
Also eingestiegen in BMWs kleinsten Elektroflitzer. Was das Äußere bereits gehalten hat, setzt sich auch im inneren fort. Sehr gute Qualität, gute Haptik der Materialien und ein Raumgefühl, dass es einem überhaupt nicht vorkommt, als ob man in einem 3,99 m langen Auto säße. Durch die kurze Front und das augenscheinlich kurz wirkende Heck ist anscheinend sehr viel Platz für die Passagiere übrig geblieben und das merkt man. Vorne hat man auch dank fehlendem Mitteltunnel ausreichend viel Beinfreiheit. Hinten geht es zwar etwas weniger luftig zu, aber für die Größe des Wagens absolut einwandfrei.
Die Instrumente sind typisch BMW und man findet sich sofort zurecht. Das Armaturenbrett wird durch zwei Monitore, einem Kleinen, der wie ein Tacho bzw. Boardcomputer sämtliche wichtigen und fahrtechnisch relevanten Informationen anzeigt sowie einem Großen, welches sich zentral in der Mitte befindet und die Multimedia und Navigationszentrale des Fahrzeuges darstellt, wie man es bei den Professional Navis in den Verbrenner BMWs gewohnt war. Ebenso ist die Steuerung. Beide Displays sind gut ablesbar und haben eine schöne Auflösung, funktionieren flüssig und lassen sich relativ leicht bedienen. Die Menüstruktur ist übersichtlich und wirkt nicht überladen.
Fasten your seat belts, please …
Rechter Fuß aufs Bremspedal (womöglich der einzige Moment wo man es braucht) und den Start/Stop Knopf drücken. Dieser befindet sich auf dem Gangwahlhebel auf der rechten Seit des Lenkrads. Anfangs etwas ungewohnt, ist auch das Umschalten der Gänge am Lenkrad kein Problem. Die Sitze sind komfortabel und auch die oberhalb des Platzes, wo man normalerweise ein Handschuhfach vermutet, befindliche aufklappbare Ablage, sind ausreichend für Kleinigkeiten, wie Fahrzeugdokumente oder Schlüssel.
Nachdem der BMW i3 mit einem futuristischen Sound hochgefahren ist (man fühlt sich ja fast wie in einem kleinen Raumschiff!), und man D eingelegt hat, geht die Fahrt auch schon los. Schon nach den ersten Metern wird eines deutlich: Der kleine Bayer hat eine sehr stark ausgeprägte Rekuperationsbremse.
Nach ein paar Start- und Bremsmanövern gewöhnt man sich relativ schnell daran, dass ein zusätzliches Bremsen gar nicht mehr notwendig ist. Der i3 bremst einen bis zum Stillstand ab wenn notwendig und rekuperiert bis knapp vor dem Stand, Strom in die Antriebsbatterie zurück. Am Anfang war ich etwas irritiert, vor allem da ich es vom ZOE nicht so stark gewohnt war. Ich finde dieses “One-Pedal-Driving/Feeling” aber nach einigem Überlegen besser, denn so kann ich mit dem Strom äähh Gaspedal nicht nur die Beschleunigung, sondern auch die Bremsleistung regeln. Bei anderen Fahrzeugen reicht die selbsttätige Rekuperationsbremse bei starkem Gefälle nicht mehr aus um langsamer zu werden – ein zusätzliches Bremsen ist dann erforderlich. Gut gemacht, BMW.
Bis zum letzten Meter ….
115 km Restreichweite im COMFORT Modus zeigte mir der BMW an, als ich ihn startete. Leider konnte er beim Händler nicht ganz aufgeladen werden. Nichtsdestotrotz habe ich im Endeffekt eine große Strecke zurücklegen können und bin mit 12 km Rest angekommen (im ECO PRO + Modus).
Womit wir auch bei den Stromsparmodi des i3 wären.
Diese werden über einen Schalter in der Mitte des Fahrzeuges, da wo sich normalerweise ein Mitteltunnel befindet und auch die Bedienelemente für das Navigationsgerät befinden, gesteuert. Zur Auswahl stehen: COMFORT (Standardmodus nach dem Start mit allen Funktionen), ECO PRO (stärkeres Rekuperieren, Einbußen bei der Beschleunigung), ECO PRO + (zusätzlich Abschaltung der Klimatisierung)BMW gibt an, dass im ECO PRO + Modus bis zu 200 km Reichweite pro Ladung möglich sein sollen.
Nachhaltige Beschleunigung …
Die Beschleunigung des Fahrzeuges ist sehr sportlich und macht extrem viel Spaß. Die Maximalgeschwindigkeit von etwas über 150 km/h ist schnell erreicht. Die Geräuschdämmung auch bei hohen Geschwindigkeiten ist gut, auch das Fahrwerk federt nicht zu hart. Die Lenkung wirkt sehr direkt aber trotzdem leichtgängig. Viele interessante und sinnvolle Funktionen, wie beheizbare Sitze (was gleichzeitig auch eine Akkuheizung bedeutet), verrichten ihre Arbeit entsprechend gut. Auch das Einparken funktioniert sehr gut, zumal der rechte Außenspiegel sich beim Rückwärtsfahren automatisch nach unten kippt.
Meine Fahrstrecke führte mich erst über 20km Autobahn und dann einige Kilometer durch ein Ortsgebiet mit Tempo 50 km/h. Wo bei ersterem Abschnitt der Tempomat getestet werden konnte, so war es im Ortsgebiet die Bremswirkung der Rekuperation, was erstaunlich gut funktionierte. Autofahren wird so noch einfacher, man gewöhnt sich schnell daran. Die Beschleunigung des BMW i3 fällt einem sofort auf. Zwar steht das volle Drehmoment nicht aus dem Stand heraus zur Verfügung, was eine Grafik auf der BMW i3 Seite von BMW verdeutlicht.
http://www.bmw.at/de/neufahrzeuge/bmw-i/i3/2013/antrieb.html Im Stadtverkehr ist man damit sicher einer der vorderen nach dem Ampelstart.
Einmal Aufladen bitte
Mittlerweile war die verbliebene Restreichweite auf die Hälfte des Ausgangswertes gesunken. Ich entschloss mich daher, die nächste SCHUKO-Steckdose aufzusuchen, um den i3 zu laden. Leider war nur ein Schuko-Ladekabel mit dabei, sodass ich auf langsames Laden über eine handelsübliche Steckdose angewiesen war. Entsprechend langsam wurde geladen und entsprechend wenig Reichweite wurde zurückgewonnen während meiner gesamten Testfahrt.
Funktioniert hat das Ganze aber genauso einfach wie man es gewohnt war. Einstecken, fertig. Die Ladeklappe befindet sich auf der rechten Seite des Fahrzeuges und sieht aus wie ein Tankdeckel beim Verbrennerfahrzeug. Da ich also ein wenig Zeit hatte, während der i3 sich den Strom gönnte, habe ich mir mal den hinteren Bereich des i3 genauer angeschaut. Nicht nur, dass ich vor meiner Testfahrt glaubte, dass der i3 zu klein sei um ordentlich Platz zu bieten: Er hat hinten erstaunlich viel Platz, sodass längere Fahrten auch für die hinteren Insassen ausreichend angenehm absolviert werden können – sofern man nicht zu groß ist. Auch der Kofferraum bietet für die Größe des Fahrzeuges genügend Platz für kleinere Einkäufe, ein Raumwunder aber darf man sich dann einfach nicht mehr erwarten – es sei denn man legt die hintere Sitzbank komplett um. Nachdem ich ein wenig die Funktionen des Navi-/Multimedia Systems ausgetestet und einige Fotos gemacht hatte, ging die Reise auch schon weiter – und zwar Richtung Händler zurück.
Erstaunt war ich während der Fahrt über die Restreichweite. Trotz mehrmaligem “Spaß-Beschleunigen” auf der Autobahn und Geschwindigkeiten von im Schnitt über 100 km/h, hielt sich die Restreichweitenangabe relativ lange.
Im ECO PRO + Modus schafft man also wirklich Distanzen, die man anfangs nicht geglaubt hätte.
So gelang es mir, eine 50km Strecke mit 35km Restreichweite (lt. Anzeige) zu schaffen. Gut, ich fuhr max. 50 km/h, nur Landstraße und das im ECO PRO + Modus, aber es zeigte mir, dass es möglich ist. Wahrscheinlich aber rechnete der Bordcomputer aufgrund der Spaß-Beschleunigungs-Momente den hohen Durchschnittsverbrauch sofort mit ein und ging auf Nummer sicher. Da sich mein Fahrverhalten dann aber radikal änderte, konnte die Restreichweite nach oben korrigiert bzw. länger gleich gehalten werden. Ich war jedenfalls positiv überrascht und traue dem i3 locker zu, so auch einen Renault ZOE zu schlagen. Dies auszutesten wäre sehr interessant, war mir aber aufgrund des kurzen Zeitraumes nicht möglich.
Zurück beim Händler angekommen, war dieser sehr offen für meine Worte obwohl er leider nicht einmal ein i-Agent ist, und so den i3 selbst gar nicht verkaufen kann. Daher sei an dieser Stelle ein Dank an die Firma Wolfgang DENZEL Auto AG Klagenfurt gerichtet, die den BMW i3 kurzfristig zu einer ausgedehnten Probefahrt bereitgestellt hat. Gekommen war ich mit einer gesunden Skepsis, ob BMW die Elektromobilität ernst meint und die versprochenen Ansätze auch umgesetzt wurden. Nach einiger Zeit im Fahrzeug war ich angenehm überrascht und wäre am liebsten noch viele Tage weiter damit gefahren.
Bis auf die fehlende CCS Ladeinfrastruktur, die es dem BWM i3 nicht ohne lange Standzeiten ermöglicht, weit zu kommen (es sei denn man hat den REX), ist es ein faszinierender Ausblick auf BMWs weitere elektrische Zukunft im Automobilsektor. Ich persönlich hätte jedoch nichts dagegen gehabt, wäre die Karosserie aus handelsüblicheren Materialien und damit vielleicht um einiges billiger, gefertigt worden.
Von den Elektrofahrzeug-spezifischen Funktionen her gibt es einen umfangreichen Bordcomputer, Reifendruckanzeige und vieles mehr. Das Ladestationen suchen funktioniert über das Navi, ist aber irrelevant meiner Meinung nach, da es noch keine Schnellladestationen gibt (noch!). Gut, wer mag kann den i3 ja einige Stunden an die Ladesäule stellen, in der Regel werden wohl viele daheim laden – über die Haushaltssteckdose. Das Importieren von POIs habe ich nirgendwo gefunden, um seine eigenen Ladestationen, oder die eines Verzeichnisses wie z.B. dem E-Tankstellenfinder der KELAG, zu importieren.
Fazit:
Abschließend lässt sich sagen, dass der BMW i3 durchaus das Zeug zum Erstfahrzeug haben kann, sofern man Single bzw. Kinderlos ist und/oder nicht auf großen Stauraum im Kofferraum angewiesen ist und sich mit den derzeitigen Lademöglichkeiten arrangieren kann. Das Design mag umstritten sein, aber das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Wer ein wendiges, auffallendes aber technisch interessantes und qualitativ hochwertiges Prestige-Fahrzeug sucht, könnte mit dem BMW i3 sehr viel Freude haben.
Dass das Fahrzeug natürlich für den gebotenen Preis durchaus Konkurrenz in Sachen Reichweite (Renault ZOE, Nissan Leaf, VW e-Golf) hat und haben wird, steht außer Frage. Selbstverständlich gäbe es noch viele weitere Faktoren und Bedingungen, unter denen man den i3 noch genauer testen könnte, aber dafür reichte die Zeit vorerst nicht. Dafür reichte sie für jede Menge Fotos, die ich auch nicht länger vorenthalten möchte:
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Ich finde ja gerade die Idee des Range-Extender gelungen, wobei dies dann leider zu Lasten des Laderaumes geht. So jedoch sollte man sich gleich in mehrere Hinsicht nicht auf größere Reise begeben. Mangel an Reichweite und an Zuladung für die Reise. Leider hat man bei den deutschen Herstellern, nicht so wirklich die große Auswahl an Elektroautos.
Auch ich habe letzte Woche eine Testfahrt mit einem i3 gemacht. Und ich war begeistert – richtig, -ich WAR begeistert! Meine Begeisterung hat sich ab dem Zeitpunkt wo ich mich über die Preise für dieses Fahrzeug kundig gemacht habe, spontan verabschiedet. Bis das Auto soweit war wie ich es mir vorgestellt habe waren es 48 000 €!!!! Für einen Kleinwagen mit einer Reichweite von 130 km !!!, bei aller Liebe! So ein Auto baut man wenn man keine Autos verkaufen möchte. Ein echtes Armutszeugnis ist allerding die Reichweite. Da wird ein Auto neu entwickelt, eigens wegen des hohen Batteriegewichtes auf Carbonbasis, und dann kommt eine mehr als nur enttäuschende Reichweite heraus. Das Tesla Model S beginnt preislich bei 65 000 €. Bis dieses Auto meinen Vorstellung entspricht bin ich bei 80 000 €. Dafür bekomme ich aber ein AUTO das Masstäbe setzt und das in allen Bereichen. Wenn der BMW i3 alles ist was deutsche Ingenieurskunst auf die Reihe bringt, dann GUTE NACHT.
Also den Range Extender wird man wohl brauchen, wenn man den i3 nicht als reines Stadtauto nutzen möchte und ab und zu auch mal etwas längere Strecken fährt . Der Aufpreis ist allerdings nicht wenig und so bin ich insgesamt bei reinen Elektroautos noch zurückhaltend und bin mir zur Zeit nicht sicher, ob ich die Preisentwicklung noch etwas abwarte. Man darf halt nicht vergessen, dass es sich immer noch um einen BMW handelt und wer nach günstigeren Alternativen sucht, kann sich mal den e-up von Volkswagen oder den Renault Zoe anschauen. Wobei der e-Golf ja zum Beispiel im Grundpreis auch dicht beim i3 liegt, was mich zuerst auch sehr gewundert hat.
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